Seite:Oberamt Gmuend 378.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

auf die Almand Häuser zu bauen, welche natürlich ohne Grundbesitz waren; Güter besaßen 1677 39 Einwohner.

Lindach war ursprünglich Filial von Iggingen-Herlikofen, hatte aber schon 1356 eine Kapelle zu St. Nikolaus; der Kaplan J. Frank zu Lindach verlieh 1459 ein Gut in Leutolzweiler. Die Lehenschaft dieser Kaplanei gehörte den Herren v. Rechberg; Ulrich v. Hohen-Rechberg schenkte sie 1470 dem Barfüßer-Kloster zu Gmünd mit der Verbindlichkeit mindestens alle 14 Tage eine Messe zu lesen. Nach der Reformation forderte Herzog Christof als Ortsobrigkeit Predigt des reinen Evangeliums nach der Augsburgischen Confession 1560, und bei der Belehnung des Herrn v. Laymingen 1579 mußte er versprechen, die Augsburgische und württembergische Confession zu gestatten. Doch wurde, scheint es, während des 30jährigen Krieges wieder ein katholischer Cultus eingeführt, bis Achaz v. Laymingen 1656 das Krucifix wegnahm, die Gemeinde nach Täferroth wies, und befahl, in 14 Tagen dort zum h. Abendmahl zu gehen oder den Ort zu räumen, weil a. 1624 alle Einwohner evangelisch gewesen waren. Die Gmünder Unterthanen sträubten sich längere Zeit, 1689 aber wurden sie wieder heftig angefallen und sind „umgefallen“ oder weggezogen. Die Kirche selbst gehörte Kloster Gotteszell als Patron von Iggingen, die Heiligenpfleger wählte die Gemeinde, die Schloßherrschaft hörte ab. Der Pfarrer von Täferroth hat zu Lindach, als in einer unirten Pfarrei, alle 14 Tage einen Gottesdienst zu halten.

Am Zehnten, ehemals Rechbergisch Lehen, hatte das Spital Gmünd 2/3 gekauft 1442, 1/3 gehörte Gotteszell.


Mögglingen,
mit Eisenbahnstation und drei Bahnwärterhäusern,
Gemeinde II. Kl. mit 1005 Einw., worunter 54 Evang. a.) Mögglingen, Pfarrdorf mit Marktrecht, 980 Einw., b) Christenhof, Hof, 9 Einw., c) Gollenhof, Hof, 7 Einw., d) Sternhof, Hof, 9 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Ober-Böbingen eingepfarrt. 31/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt.

Wo das ziemlich flache Lauterthal von Süden her in das hier noch wenig tief eingeschnittene Remsthal mündet und dazu noch von Nordosten her das Thälchen des Ammersbaches hereinzieht, liegt, von der Rems an der nördlichen Seite umflossen, der große und einladende Ort, einer der freundlichsten und reinlichsten des Bezirks, mit seinen ansehnlichen, mitunter im städtischen Stil gehaltenen Häusern, den breiten, gutgehaltenen, gekandelten Straßen und dem geräumigen Marktplatze. Von den Feldern auf der Anhöhe hat man überall eine herrliche Aussicht, die schönste bei der Baumschule auf der sogenannten

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)