Seite:Oberamt Gmuend 387.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

aus Sandsteinen erbaut.[1] Das geräumige und schöne Innere wird von zwei Reihen schlanker, durch Rundbögen mit einander verbundener Pfeiler in drei gleich hohe Schiffe getheilt und ist reich geschmückt mit Altären, Statuen und Gemälden; auch enthalten die drei Chorfenster schöne gemalte Scheiben, das mittlere den h. Georg, ein treffliches Bild von Mittermaier, die beiden andern den englischen Gruß und Christus am Ölberg, gemalt von Hecht in Ravensburg. Über dem Mittelfenster findet sich das alte Holzbild des h. Georg zu Pferd, an der Nordwand der Kirche Maria mit dem Leichnam des Herrn (aus der vor 30 Jahren abgebrochenen Nikolauskapelle hierher gebracht), und eine sehr schöne h. Katharina spätgothischen Stils. Auf dem zweistockigen, mit einem Zeltdach bekrönten Thurme hängen zwei Glocken: die größere hat die vier Evangelistennamen und anno domini 1470 iar als Umschrift, auf der kleineren, sehr schön verzierten Glocke steht auch in gothischen Minuskeln: zu gottes lob und ehr braucht man mich. valentinus algeier in ulm goss mich 1602; dann liegen auf dem Thurm noch die zwei Glöckchen aus der abgegangenen Nikolauskapelle, sie stammen aus dem vierzehnten Jahrhundert und haben beide als Umschrift den englischen Gruß in gothischen Majuskeln. Die Unterhaltung der Kirche stand bis jetzt dem Staate zu.

Der Gottesacker liegt um die Kirche und wurde beim Neubau derselben vergrößert und neu ummauert.

Die schon genannte Nikolauskapelle lag nördlich am Dorfe, war groß, sehr alt, und ganz aus Quadern erbaut.

Das freundliche zweistockige Pfarrhaus ward 1783/85 in französischem Geschmack vom Kloster Gotteszell erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Im Jahre 1808 wurde das sog. Hirtenhaus zur Schule eingerichtet, 1829 vergrößert und das frühere Schulzimmer von da an zum Rathszimmer verwendet. Die Wohnung des Schulmeisters befindet sich in einem von der Gemeinde angekauften Privathause.

Gutes Trinkwasser spenden stets hinreichend 3 laufende, 4 Schöpf- und 33 Pumpbrunnen; die Markung ist reich an Quellen, worunter die des Erlenwiesenbaches und des Burghaldenbaches die namhaftesten sind; dann fließen darüber der Waldauerbach, der Pfaffenbach und die Lein, welche zuweilen austritt und die Wiesen verschwemmt.

Die Staatsstraße von Gmünd nach Gaildorf geht durch den Ort, Vicinalstraßen führen nach Lindach und nach Wetzgau.

Unter den im allgemeinen gesunden und kräftigen Einwohnern sind derzeit mit 80 Jahren keine im Ort; Lungenentzündungen kommen


  1. die frühere Kirche trug die Jahreszahl 1499.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)