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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

welcher späterhin von der Pfalz zu Lehen ging, soll von einem Gmünder hergekommen sein und wurde um 1550 den Herren von Degenfeld verliehen. Auch der Thurm zu Lindach hatte 1410 Zugehörungen in Mutlangen. Wie das Kloster Gotteszell c. 1348 eine Erwerbung machte, ist gesagt, andere kamen dazu, um aber nach der Zerstörung im Städtekrieg die Mittel zum Wiederaufbau zu bekommen, wurde u. A. 1/2 Hof und ein Gut in Muthlangen um 110 fl. an das Dominikanerkloster verkauft 1450. Auch Lorch hatte Erwerbungen gemacht, verwechselte aber Einiges an Gotteszell 1422, Anderes an den Spital in Gmünd 1444, behielt jedoch Einen Unterthanen bis zuletzt. Der Spital kaufte allerlei Güterstücke zusammen, z. B. 1569, 76, 1600; auch den Seelschwestern kaufte er 1483 ihr 1452 erworbenes Gut ab.

Im Besitz von Gmünd theilte Muthlangen weiterhin die Schicksale der Landschaft und wurde dem Amt Spraitbach zugetheilt. Verhandlungen und Verträge, z. B. über Wässerung 1489, Waid und Trieb 1579, 1682, Weganlage 1516, Äckerich 1749 u. dgl. ordneten allmählich die Verhältnisse; eine gesamte Dorfordnung wurde 1654 gemacht. – Die Vertheilung der Almand 1806 unter Bauern und Söldner verursachte bei ersteren heftigen Widerspruch, welchen das Oberamt durch militärische Execution niederschlug.

Kirchlich war Muthlangen ein Filial von Iggingen. Weil aber die Versehung allmählich nicht mehr wohl von dort aus besorgt werden konnte, so übernahm es der Patron, das Kloster Gotteszell, einen Filialcooperator und Seelsorger aufzustellen, welcher anfänglich alle 14 Tage am Sonntag und an 12 Festtagen Gottesdienst halten sollte. Der Pfarrer zu Iggingen mußte 6 fl. jährlich dazu beitragen 1663. Dieser Cooperator war gewöhnlich ein Gmünder Caplan; die Kinder brachte man zur Taufe nach Gmünd, bis 1779 ein Taufstein aufgestellt wurde. Endlich 1783 ff. errichteten Gotteszell und Gmünd gemeinschaftlich ein Pfarrei, bauten den Pfarrhof und verbesserten die Dotation. Das Kollaturrecht sollte wechseln.

Der Zehnte in Muthlangen war, wie zu Herlekofen, weinsbergisches Lehen geworden, und Conrad von Weinsberg gestattete 1423 dem Spital Gmünd 1/3 zu erkaufen. 1/3 stiftete Hans Straßer 1436 zu einer St. Barbara-Pfründe und den Rest hat Wolf v. Rechberg-Weissenstein 1544 mit Bargau verkauft um 2000 fl. Durch Tausch theilten sich zuletzt Gotteszell (1/3) und die Katharinenpflege (2/3) darein.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)