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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Im Ort steht die alte 1742 erneuerte St. Nikolauskapelle und bei dem Lindenhof eine dem S. Felix a Cantalicio geweihte.

Das schön gelegene und gut unterhaltene Schul- und Rathhaus, 1825 erbaut, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; an der Schule ist überdieß noch ein Lehrgehilfe angestellt.

Gutes Trinkwasser wird hinreichend geliefert von drei im Ort befindlichen laufenden Brunnen, sowie von vielen Pumpbrunnen, indem fast jedes Haus einen solchen hat. Die Markung ist sehr quellenreich, am Schafhaus bei Unter-Bettringen entspringen mehrere bedeutende, die den dortigen Bach, den sog. Schapfenbach, bilden, der sich in den von Weiler herkommenden Melcherbach ergießt, in diesen fließt von Nordosten her noch der Bargauer Bach, von Unter-Bettringen an Bettringer Bach genannt. Wetten befinden sich zwei in Ober-Bettringen.

Vicinalstraßen gehen von Ober-Bettringen nach Bargau, von Unter-Bettringen nach Weiler und Weißenstein.

Über den Melcherbach führen zwei Brücken und drei Stege, welche die beiden Orte je nach der Markung zu unterhalten haben.

Die im allgemeinen geordneten Einwohner sind gut gewachsene, hübsche und kräftige Leute, unter denen sich gegenwärtig 4 achtzigjährige befinden.

Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; von den Handwerkern sind besonders die Schneider, Schuhmacher, Maurer und Zimmerleute vertreten, letztgenannte arbeiten am meisten nach außen.

Zwei Ziegeleien sind vorhanden, eine Getreidemühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und einer Hanfreibe liegt unterhalb Unter-Bettringen, ferner bestehen zwei Schildwirthschaften und eine Bierbrauerei, sowie in jedem der beiden Orte zwei Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den guten; einige besitzen 100 Morgen, dann 20–30 Bürger über 40, der Besitzer des Lindenhofes 275, der Mittelmann 24, und die ärmere Klasse 8 Morgen. Gemeindeunterstützung erhalten 6 Personen.

Die ziemlich große Gemeindemarkung hat mit Ausnahme der nicht unbeträchtlichen Thalgehänge eine ebene Lage und einen fruchtbaren, nur zu 1/3 mittelfruchtbaren Boden, der auf der Hochfläche meist aus Lehm besteht, dem in geringer Tiefe Liaskalk und Liassandstein als Unterlage dient und der deßhalb etwas naßkalt erscheint; in der Thalebene und an den südlichen Thalgehängen ist der Boden sehr fruchtbar, zuweilen etwas schwer und besteht aus den Zersetzungen der Keupermergel und des grobkörnigen Keupersandsteins, denen eine günstige Beimengung von Humus und Lehm zukommt.

Aus mehreren Steinbrüchen werden Liaskalkstein zu Straßenmaterial

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_392.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)