Seite:Oberamt Gmuend 400.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

führen eine hölzerne Brücke über die Rems, 4 Stege über die Bäche, 3 Brücken und 6 Stege gehören der Gemeinde, die übrigen Privaten.

Die Einwohner sind gesund und kräftig, zwei gegenwärtig über 80 Jahre alt; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Handwerkern arbeitet nur ein Dreher nach außen; dann sind im Ort zwei Kramläden und drei Schildwirthschaften, worunter eine Bierbrauerei, in Zimmern eine Schildwirthschaft. Ferner bestehen im Ort eine Getreidemühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und westlich von Zimmern die Hirschmühle, mit Sägmühle verbunden, mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Vermögensverhältnisse sind günstig, der begütertste Bürger im Gemeindebezirk besitzt 120 Morgen Feld und etwa 4 Morgen Wald, der Mittelmann 20–40, die ärmere Klasse etwa 10 Morgen Feld. Auf der Markung Unter-Böbingen besitzen hiesige Bürger 10–15 Morgen, sonst wenig auf fremden Markungen.

Gemeindeunterstützung erhalten in Ober-Böbingen drei, in Zimmern fünf Personen.

Die Gemeindemarkung, welche übrigens nicht zusammenhängend, sondern durch die zur Gemeinde Bargau gehörige Parcelle Beiswang unterbrochen ist, hat abgesehen von den Gehängen gegen die Thäler eine flachwellige Lage, und einen fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus schwerem Thon besteht und von Liaskalk unterlagert wird, letzterer tritt gegen Unter-Böbingen hin der Oberfläche so nahe, daß der Boden steinig wird. An den Thalgehängen ist der Boden meist schwer thonig. In zwei Steinbrüchen wird Liaskalk abgebaut.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig, jedoch schaden Frühlingsfröste öfters dem Obst und den feineren Gewächsen, namentlich in der Nähe des Remsthales. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Suppinger Pflug, Walzen, eiserne Eggen) gut betrieben; eine Dreschmaschine und eine Häckerlingmaschine befinden sich in Zimmern. Die Düngerstätten lassen noch Manches zu wünschen übrig. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Asche und Kompost in Anwendung. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber, ferner Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Wicken, Hanf, wenig Reps und neuerdings etwas Hopfen. Über den eigenen Bedarf können etwa 700 Scheffel Dinkel, eben so viel Haber und der Hopfenertrag nach außen abgesetzt werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau (ohne Wässerung) liefert ein gutes Futter.

Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)