Seite:Oberamt Gmuend 408.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die Landwirthschaft wird recht gut betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln durch Mischung von Kompost und Mergel zu verbessern gesucht. Der neue Hohenheimer- und der amerikanische Wendepflug sind allgemein und andere verbesserte Ackergeräthe haben in ziemlicher Ausdehnung Eingang gefunden, auch sind die Düngerstätten größtentheils zweckmäßig angelegt.

Von den gewöhnlichen Getreidearten, die alle gebaut werden, kommen vorzugsweise Dinkel und Haber zum Anbau, ferner Kartoffeln, dreiblättriger Klee, ziemlich viel Luzerne, Esparsette, Reps, Flachs, Hanf und seit vier Jahren auch ziemlich viel Hopfen; von dem Ertrag der Handelsgewächse wird ein Theil nach außen abgesetzt und über den eigenen Bedarf können jährlich etwa 200 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Haber und 20 Scheffel Gerste verkauft werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert ein vortreffliches Futter, von dem etwa 1000 Centner nach außen zum Verkauf kommen. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Winterreinetten, Goldparmänen, späten Birnensorten und viel Zwetschgen, welch letztere sehr gut gedeihen und in günstigen Jahren einen Verkauf von etwa 2000 Simri zulassen; auch Kernobst wird gegen 2000 Simri verkauft.

Gemeindewaldungen sind nicht vorhanden und das Holz muß daher von außen bezogen werden; für die ärmeren Einwohner läßt der Graf v. Rechberg im Winter sogenanntes Armenholz austheilen.

Eigentliche Weiden hat nur Vorderweiler; sie werden von einem fremden Schäfer um jährlich 400 fl. gepachtet und nebenbei trägt der Pferch etwa 100 fl. der Gemeindekasse ein; auch bezieht die Gemeinde für einige Gemeindegüter 50 fl. Pachtgeld.

Pferdezucht treiben in mäßiger Ausdehnung die sogenannten Hofbauern, wozu sie die Stuten auf die Beschälplatte nach Gmünd bringen, übrigens ist die Pferdehaltung nicht von Bedeutung. In gutem Zustande ist die Rindviehzucht (Limpurger und Leinthaler Race), zu deren Nachzucht zwei Farren aufgestellt sind. Handel mit Vieh wird nicht getrieben, dagegen ist der Milchverkauf an die in der Gemeinde bestehende Käserei von Belang.

Schafzucht treiben die sogenannten Hofbauern und nebenbei ein fremder Schäfer, so daß im Ganzen etwa 400 Stück Bastarde das Jahr hindurch auf der Markung laufen, die auch im Ort Überwinterung finden.

Es besteht neben der Volksschule eine Zeichenschule, eine Industrieschule und eine Strickerei. Außer öffentlichen, von den Grafen von Rechberg herrührenden Kirchenstiftungen (10.600 fl.) besteht noch eine besondere Stiftung von dem verstorbenen Dekan Rink in Donzdorf

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_408.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)