Seite:Oberamt Gmuend 410.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und ausbrannte. Die einstigen Fuhrdienste der Unterthanen – Holz, Mehl u. dgl. m. herbeizuschaffen, hatten längst aufgehört; die „Pfeillehen“ brauchten längst keine Pfele mehr zu liefern.

Der Name Hohen-Rechberg erscheint 1322 erstmals in Urk. und es unterschied sich dadurch die Linie auf den Bergen. Neben den Herren v. Rechberg selbst saßen ab und zu auf der Burg z. B. Fritz v. Nenningen 1398, gewiß auch als Vogt, wie 1441 Syfrid vom Holz, 1482 Sytz v. Beinstein u. a. m. Den Blutbann und eigenen Stock und Galgen verlieh Kaiser Friedrich III. 1473, damit die Übelthäter desto sicherer gestraft werden – und so fortan die Kaiser. Die gnädigen Herrn dürfen den Blutbann ihren Amtleuten verleihen. Die ganze Herrschaft Hohen-Rechberg war um diese Zeit in die fünf Ämter: Hohen-Rechberg, Eißlingen, Eschach, Wengen und Heuchlingen getheilt, welche ertrugen 221 fl., 40 fl., 33 fl., 23 fl., 67 fl. an Geld und 208 Malter, 28, 7, 5, 79 Malter an Früchten.

Im Besitz war die Hohen-Rechberg-Heuchlinger Linie, von welcher Ulrich II. der Fideicommißstifter 1494 ein neues Lagerbuch anfertigen ließ, welches namentlich aufzählt den Vorder- und Hinterweiler, Metnang, Vogthühner zu Ruprechts und allerlei Aushöfe, Behausung zu Straßdorf, den Kirchsatz, Zehnten und andere Güter daselbst zu Rechberg gehörig u. s. w. Das Stammschloß soll immer bei denen vom Namen und Stamm von Rechberg bleiben; der Sohn Wolf bestätigt das 1501, weil das Schloß stark und vest allen zu Erhaltung des Namens und Stammes dienstlich und nützlich ist. Die Burg (welche 1449 nicht erstürmt wurde) entgieng auch den Stürmen des Bauernkriegs, wurde aber 1554 von der Württemberger Mannschaft des Amts Schorndorf besetzt, weil Ulrich v. Rechberg einen württembergischen Bediensteten getödet hatte. Das geforderte Öffnungsrecht auf der Burg ließ Herzog Christof fallen gegen Lehenbarmachung des rechb. Theils von Alfdorf. 1564 verlieh der Herzog ein Gnadenjagen in den Hölzern gegen Hohenstaufen und Göppingen, bestätigt 1575; von Gmünd wurde in der Freipürsch zum Schloß ein besonderer Jagdbezirk zugestanden und versteint 1584.

Der letzte Heuchlinger-Rechberg Ulrich trat noch vor seinem Tod 1585 die Stammburg an die Staufenecker Linie ab, als aber auch diese 1599 ausstarb, erhob Maria Magdalena v. Rechberg, verwittwete von Welden, wieder vermählte Feigenbutz Ansprüche an die Hinterlassenschaft, welche sie zugleich dem Herzog Friedrich v. Württemberg abtrat, der sofort Hohenrechberg, Staufeneck und Waldstetten besetzen und sich huldigen ließ; doch wurde Hohenrechberg als Familien-Fideicommiß 1601 an Kaspar Bernhard v. Rechberg gegen 18.000 fl. überlassen, und dieser mußte auch die Ansprüche seiner Waldstetter Vettern (s. d.) anerkennen und nach vielen Streitigkeiten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_410.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)