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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Reichenbach,
Gemeinde III. Kl. mit 439 Einw., worunter 22 Ev. a) Reichenbach, Pfarrdorf, 228 Einw. b) Birkhof. Hof, 48 Einw., c) Bühlhof, Hof, 4 Einw., d) Dangelhof, Hof, 15 Einw., e) Hasenhof, Hof, 9 Einw., f) Ilgenhof, Hof, 9 Einw., g) Kratzerhof, Hof, 7 Einw., h) Lauxenhof, Hof, 7 Einw., i) Messenhalden, Hof, 6 Einw., k) Ramsberg, Schloß und Hof mit Kohlenhaus, Haus, 30 Einw., l) Schattenhof, Hof, 7 Einw., m) Schillingshof, Hof, 10 Einw., n) Staudenhof, Hof, 10 Einw., 1) Aichhöfle. Hof, 9 Einw., 2) Bäuerleshof, Hof, 12 Einw., 3) Böppeleshof, Hof, – Einw., 4) Haldenhof, Hof, 3 Einw., Stappenhof, Hof, 4 Einw., o) Striethof, Hof, 14 Einw., p) Strietmühle, Haus, 9 Einw., q) Täscherhof, Hof, 12 Einw., r) Zirschberg, Hof, 16 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Salach, Oberamts Göppingen, eingepfarrt. 3 Stunden südlich von der Oberamtsstadt gelegen.


In dem milden schönen abgeschiedenen Wiesenthale des Reichenbaches liegt reizend der äußerst freundliche Ort, weitverstreut, fast jedes Haus von üppigem Obstbaumgarten umgeben, und ringsum sind die Thalränder mit großen Bauerngehöften gar anmuthig bekränzt, während sich durch die frischen Wiesengründe des Thales der muntere Bach hinschlängelt, umsäumt von herrlichen Bäumen, namentlich hohen Pappeln. Sehr schöne Aussichten bieten der Zirschberg und das Schloß Ramsberg.

Die hübsche, dem h. Petrus geweihte Kirche liegt schön und frei, so ziemlich inmitten des Dorfes, umgeben von dem noch niedrig ummauerten Friedhofe, und hat einen halbachteckig geschlossenen Chor und einfache Spitzbogenfenster; auf dem kahlen Westgiebel sitzt ein hoher, schlanker Dachreiter. Das freundliche, flachgedeckte Innere ist mit Rococostuckaturen verziert und mit drei Altären in demselben Stile geschmückt. Der Triumphbogen ist spitz. An den Emporen sind die Bilder der Stationen angebracht, an der Nordwand ein gut gearbeitetes Krucifix; dann finden sich noch zwei kleine steinerne Epitaphien, von Pfarrer Debler † 1730 und von Pfarrer Hirschmüller † 1782. Alle drei Glocken sind sehr alt: die größte hat als Umschrift die Namen der vier Evangelisten in altgothischen Majuskeln, die mittlere ist nur mit Kreuzen geschmückt, auf der dritten, zersprungenen, steht in ganz alter gothischer Majuskelschrift: o . rex . glorie . chre. . veni . cum . pace. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Heiligenpflege. Das Patronat hat der Graf v. Rechberg.

Das Pfarrhaus, das die Pfarrstelle selbst zu unterhalten hat, ward 1817 fast neu gebaut. Das 1832 angekaufte und ausgebesserte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem Privathause gemiethet.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 Pump-, 6 Zieh- und 3 Schöpfbrunnen; fast alles Wasser hat wegen des hier anstehenden Liasschiefers etwas schwefligen Beigeschmack, das des Pfarrbrunnens

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_413.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)