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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Spreitbach,
Gemeinde III. Kl. mit 759 Einw., worunter 141 Ev. a) Spreitbach, Pfarrdorf mit Marktrecht, 383 Einw., mit Berghaus, Haus, 8 Einw., Leinhäusle, Haus, 13 Einw. und Weggen-Ziegelhütte, Haus, 7 Einw., b) Beutenhof, Hof, 22 Einw., c) Beutenmühle, Haus, 10 Einw., d) Hertikofen, Weiler, 97 Einw., mit Riedhaus, Haus, 5 Einw., e) Vorder-Linthal, Weiler, 181 Einw., mit Kohlgehau, Hof, 7 Einw., Ölmühle, Haus, 9 Einw., Schilpenbühl, Hof, 17 Einw. – Kathol. Pfarrei; die Evang. sind Filialisten von Täferroth, beziehungsw. von Alfdorf, Frickenhofen und Ruppertshofen. 21/2 Stunden nördlich von Gmünd gelegen.


Auf dem schmalen Rücken zwischen dem Thale des Reichenbaches und dem des Spreitbaches liegt hoch und freundlich, und zwar westlich über dem Anfang des Spreitbachthales, der ziemlich geschlossen angelegte Ort mit seinen mitunter schönen, an die des Welzheimer Waldes erinnernden Bauernhäusern. Auf der Straße von hier nach Vorder-Linthal genießt man eine herrliche Aussicht an die blauende Gebirgskette der Alb, von Kapfenburg bis zur Achalm, besonders majestätisch erheben sich Rosenstein, Stuifen, Rechberg und Staufen, aber auch der Blick in die nächsten saftgrünen Thäler ist herrlich.

Die dem h. Blasius geweihte, 1863/1866 aus Stubensandstein nach dem Entwurf des Baurath Wepfer erbaute Kirche steht hoch und frei ganz am Nordostende des Dorfes und ist in demselben romanisirenden Stile, wie die schon oben beschriebenen, gehalten. Der im Westen stehende Thurm wird gegen oben achteckig und von einem Zeltdache bekrönt. Das sehr geräumige, weite Innere wirkt höchst wohlthuend; es besteht aus einem von schöner, flacher Holzdecke überlegten Schiffe und einem schmäleren, vieleckig geschlossenen Chore. Auch die Altäre, namentlich der Hochaltar, sodann Kanzel, Orgel und Stuhlwerk, sind in sehr tüchtigem Geschmacke durchgeführt, so daß die ganze Kirche mit diesem Allem und mit ihren farbigen Zierden, den Bildern der Stationen u. s. w., ein schönes, angenehmes, freudig ergreifendes Ganzes ausmacht. Von den drei Glocken ist die größte, aus dem Kloster Gotteszell stammend, besonders bemerkenswerth, weil sie umgegossen und die alte Inschrift, wenn auch ungenau, an ihr wieder angebracht wurde; auf ihr steht das Jahr der Umgießung 1770 und: Aus Hitz und Feuer bin ich geflossen. Johann Ernst Lösch v. Creilsheim hat mich nach Spraitbach gegossen. Osanna heis ich. in dem nahmen jesu christ leut ich. bernhardt lachmann gos mich. 1426 (wohl 1496). Auf der zweiten Glocke steht: Anno 1705 goss mich A. Weingarthen in Lawingen; die dritte wurde von Karl Knittel in Canstatt 1865 gegossen. Die Unterhaltung der Kirche hat bis jetzt der Staat.

Auf einem Hügelchen südwestlich von der neuen Kirche liegt der (alte) wohlummauerte Friedhof und in demselben die jetzt für die Protestanten eingerichtete alte Kirche, ein kleines, einfach gothisches, tüchtiges

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_420.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)