Seite:Oberamt Gmuend 427.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

prächtiger Renaissancefassung den Ritter und seine Gemahlin vor, beide Gestalten sind sehr nobel gehalten, in reichen Trachten, und knieen gegen einander; darüber Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Zu oberst steht auf einer Tafel: Anno Domini 1572 am 20. tag Novemb. starb der edel und vest Ulrich von Rechberg zu Hohenrechberg. und Anno 1596 den 23. Febr. starb die edel und tugentreich fraw Anastasia von Rechberg, geb. von Wöllwart. Im Chore steht zu beiden Seiten je ein großer, schön eingelegter Beichtstuhl mit den Jahreszahlen 1740 und 1741.

Von den 3 Glocken ist die größte und die kleinste gegossen von Konrad Zoller in Biberach 1864, die mittlere, auch ziemliche große, hat einen sehr schönen Guß, ist hübsch verziert mit einem Spitzbogenfriese und trägt in schönen gothischen Minuskeln die Umschrift cristof. glockengieser. zu. norinberg. gos. mich. zu. gottes. lob. und. ehr. gehor. ich.

Rings um die Kirche geht der noch ummauerte Friedhof mit spitzbogigem Pförtchen; an der Südseite des Schiffes sind einige Grabsteine zu erwähnen, der des Pfarrers Lang, † 27. Juli 1596 und der des Pfarrers Plessing, † 1725. Die Baulast der Kirche ruht auf der Heiligenpflege.

Das Pfarrhaus, ein massives, zweistockiges, ebenfalls 1477 nach dem Brand wieder erbautes Gebäude, stößt südlich an den Friedhof, und ward 1818 erneuert; seine Unterhaltung hat die Heiligenpflege.

Das stattliche, 1823 von der Gemeinde neuerbaute Schul- und Rathhaus enthält neben den Gemeinderathsgelassen zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; überdieß unterrichtet noch ein Lehrgehilfe.

Ein großes, dreistockiges Haus, das sog. Schlößle, befindet sich im westlichen Theil des Orts; es gehörte den Grafen von Rechberg und war mit einem Graben umgeben, der theilweise noch sichtbar ist, und der Schlößlesgraben genannt wird.

Eine halbe Viertelstunde vor dem Orte, links an der Straße nach Gmünd steht eine große Kapelle; sie bildet einen schönen Rundbau, hat einen mit dem Bildnisse der Maria gezierten Altar und wurde 1718/1719 von milden Beiträgen einiger Bürger erbaut; ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 44 Pump- und 3 Schöpfbrunnen; nur in ganz trockenen Jahrgängen muß das Vieh außerhalb des Ortes zur Tränke getrieben werden. Auch die Markung ist reich an trefflichen Quellen, die bedeutendsten entspringen in den Fluren Schattenfähr, Bergwiesen, in der Hohlgasse und in der Zollreute; ferner der Bettelbronnen im Thaleinschnitt zwischen Straßdorf und Waldstetten.

Dann fließen über die Markung starke Bäche, worunter der

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_427.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)