Seite:Oberamt Gmuend 428.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Tiefenbach der größte, dann der Tobelbach, Deutenbach, Heuselbach, Felbenbach, Gießbach, Höllbach und Teufelbach. Eine Wette ist im Ort angelegt. Früher lagen in der Nähe des Schirenhofs zwei Seen, von denen noch die hohen Däme vorhanden sind und deren Grund jetzt Rothtannen bestocken. Auch bei Methlangen scheint ein See abgegangen zu sein, da dort noch ein Feldstück im See genannt wird.

Die Vicinalstraße von Gmünd nach Süßen geht mitten durch Straßdorf.

Die Einwohner, ein gesunder und kräftiger Menschenschlag, erreichen zuweilen ein hohes Alter, gegenwärtig zählen 3 über 80, eine Person über 90 Jahre. Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Handwerkern sind Maurer und Zimmerleute am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen. Dann bestehen 4 Kramläden, eine Ziegelei, die mit Erfolge betrieben wird, und 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei. Die Viehmärkte, welche der Ort seit neuerer Zeit in den Monaten April, Juli und August abzuhalten berechtigt ist, scheinen Bedeutung gewinnen zu wollen.

Die Vermögensverhältnisse sind gut; der begütertste Bürger besitzt 102 Morgen Feld und 20 Morgen Wald; der Mittelmann 40 Morgen Feld und 3 Morgen Wald; die ärmste Klasse 4 Morgen Feld und 1/2 Morgen Wald. Auf der Markung besitzt Graf v. Rechberg 75 Morgen zerstreut liegende Güter, die verpachtet sind. Etwa 6 Personen, worunter einige Gebrechliche, erhalten gegenwärtig Gemeindeunterstützung.

Die ziemlich große Markung hat mit Ausnahme der Gehänge gegen die Thäler und der Vorhügel am Fuß des Rechbergs eine ebene freie Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren, leicht zu bebauenden Boden, der auf der Ebene aus einem von Liaskalk und Liassandstein unterlagerten Lehm, in den unebeneren hügeligen Partien der Markung aber aus einem leichten Thonboden (Verwitterung der Turneri-, Numismalis- und Amaltheenthone) besteht. Auf der Markung gewinnt man den Liassandstein und den weißen, grobkörnigen Keupersandstein, welche beide sehr gute Bau- und Werksteine liefern, ferner den Liaskalk zu Straßenmaterial, Pflastersteinen und zum Kalkbrennen.

Das Klima ist im allgemeinen mild, nur schaden zuweilen Frühlingsfröste dem Obst und den feineren Gewächsen; auch ist die Gegend wegen ihrer freien Lage heftigen Winden ausgesetzt und genießt nur durch den Rechberg einigen Schutz gegen Südwinde. Eine Wetterscheide bildet der Staufen und wohl auch der Rechberg, daher in 40 Jahren nur zweimal Hagelschlag vorkam.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und den ohnehin

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_428.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)