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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

gehörig, wurden in neuern Zeiten erst Ansiedlungen gegründet; ebenso in Hockenschue und in Hummelshalde (Name eines Rechbergischen Waldes.)


Täferroth, mit Mäderschafhaus,
Gemeinde III. Kl. mit 708 Einw., wor. 23 Kath.; a) Täferroth, Pfarrdorf, 206 Einw., b) Buchhhof, Hof, 11 Einw., c) Rehnenmühle, Haus, 11 Einw., d) Thierhaupten, Weiler, 247 Einw., mit Koppenkreut, Hof, 11 Einw., Utzstetten, Weiler, 222 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Leinzell, beziehungsweise Zimmerbach eingepfarrt. 2 Stunden nordöstlich von Gmünd gelegen.


Gar lieblich liegt beim Zusammenmünden der beiden tiefen, waldigen Thäler der Lein und der Roth das ziemlich kleine, aber freundliche und reinliche, schön zerstreute Dorf mit großen, oft vertäfelten und roth bemalten Bauernhäusern, die schon den Baustil des Welzheimer Waldes verkünden und bei denen Wohnung und Scheune meist unter Einem Dache sind. Weite Aussichten bieten sich gerade keine, dagegen erfreut und befriedigt hier der Anblick dieser stillen, engen Thäler mit ihren dunklen Nadelwäldern an den Gehängen und den lichtgrünen Thalgründen, durch welche muntere Flüßchen, reizend gesäumt von hohen üppigen Laubbäumen, sich schlängeln.

Die hübsche, mitten im Dorf auf einem Hügel, im noch ummauerten Friedhof gelegene Kirche zur h. Afra wurde an der Stelle einer früheren ganz im spätgothischen Stil erbaut. Der zweistockige, mit mächtigem Zeltdach bekrönte Thurm steht zwischen Schiff und vieleckigem, mit Strebepfeilern versehenem Chore; die Fenster sind alle spitzbogig, und namentlich die des Chors mit schönen Maßwerken erfüllt. Über dem Südportale steht das Jahr der Erbauung 1491. Innen ist das Schiff flachgedeckt mit einer getäfelten im Spätrenaissance-Geschmack bemalten Decke, Thurm und Chor dagegen sind von herrlichen, leider dick übertünchten Netzgewölben überspannt. Im Chore finden sich sehr beachtenswerthe Alterthümer: ein großes treffliches gothisches Krucifix, ferner gothische Chorstühle, auf deren tannenen Rückenbrettern Halbfiguren, Propheten, Heilige, Könige u. s. w. höchst ausdrucksvoll und schön mit bewunderungswürdiger Meisterschaft eingeritzt und gemalt sind; die Bekrönung des Gestühls ist noch zum Theil die ursprügliche; dann findet sich ein hübsches gothisches Sakramenthäuschen, und der halbleserliche Grabstein eines Ritters von Wasenherbach, † 8. August 1604. Von den zwei Glocken zeigt eine sehr alte in gothischen Majuskeln die Namen der vier Evangelisten, die andere in gothischen Minuskeln dasselbe und die Jahreszahl 1468. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Das ansehnliche, bei der Kirche stehende Pfarrhaus ward 1768 erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)