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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Der nördlichste Theil der Markung wird noch von der römischen Grenzstraße (Limes) berührt, von dieser geht in der Nähe des Braunhofs eine weitere Römerstraße ab, die westlich vom Ort über den sog. rothen Sturz in das Remsthal lief und nach der Sage das Thal hinab bis Gmünd führte.

Ein alter Weg, die sog. Sehrgasse, vielleicht ursprünglich Heergasse, soll von Unter-Böbingen nach Heubach gezogen sein; ob derselbe zur Zeit der Römer, oder erst im Mittelalter angelegt wurde, läßt sich nicht mehr nachweisen.

Östlich am Ort auf den sog. Kollmanusäckern stand eine dem h. Kollmanus geweihte Kapelle, von der man noch Reste von Grundmauern findet. Ein Weg, der auf diese Stelle führt, wird die Kirchgasse genannt.

Beim jetzigen Begräbnißplatz, sogar in demselben, wurden Reihengräber, welche verschiedene Waffen enthielten, aufgedeckt.

Mitten im Ort stand eine dem h. Bartholomäus geweihte Kirche, die im Jahr 1811 verkauft und 1813 abgebrochen wurde; Württemberg behauptete sie als Zubehörde seiner Pfarrei Ober-Böbingen.

Ein Conradus de Bebingen erscheint c. 1120 in den Zwiefalter Aufzeichnungen als Sohn der Richinsa von Spitzenberg (Helfenstein) vgl. Württemberg. Franken VII., 396, 398, wobei man bedenken mag, daß die Grafen v. Helfenstein in später Zeit noch ansehnliche Activlehen hatten zu Ober-Bettringen und Lindenhof, Reitprechts u. s. w.

Sicher bekannt ist ein ritterliches Geschlecht von Bebingen, auf dem Schlößchen zu Unter-Böbingen zu Hause und um der Wappengleichheit willen wahrscheinlich eines Stamms mit den benachbarten Herrn v. Schechingen. Wiederholt erscheint in Urkunden Conrad v. Böbingen 1321, auch „zu Michelstein“ (s. Aalbuch bei Bartholomä) mit einem Sohne Heinrich v. Böbingen 1333, dessen Bruder vielleicht der 1358 neben ihm genannte Conrad II. v. Böbingen von Altenberg ist. Conrad (I.) v. Böbingen von Michelstein entsagte 1346 seinen Ansprüchen auf den Kirchsatz zu Lautern und das Gut in Essingen. Heinz v. Böbingen heißt in einer Gmünder Urkunde 1352 ein „Uzmann“, d. h. er saß außerhalb der Stadt. Für Conrad und Heinrich v. Böbingen wurde mit Gütern zu Pfahlbronn ein Jahrstag gestiftet zu Lorch, wo Syfrid v. Bebingen ein Klosterherr gewesen ist 1333–1350. Eine Frau Mezze Engellins Tochter v. Bebingen, Lienharts selig v. Landow Wittwe, kommt 1367 vor.

Über die Verhältnisse in Unter-Böbingen selbst erfahren wir nur, daß verschiedene Gmünder Geschlechter da begütert waren. Hiltburg Vezerin verkauft an Gotteszell ihre Güter in Unter-Böbingen um 152 Pfd. Heller 1331; der Schelerin Töchter verkaufen 2 Huben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_442.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)