Seite:Oberamt Gmuend 447.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Von den letztern werden Beindrehereien und Neusilbergeschäfte mit gutem Erfolg betrieben; auch die Schuster und Pfeifenmacher, welche viel nach außen arbeiten, sind zahlreich vertreten. Ferner bestehen im Ort zwei Kaufläden und ein Kramladen, eine Kleider- und eine Perlenbeutelhandlung, 3 Schildwirthschaften, 3 Bierbrauereien, eine Ziegelei und zwei Mühlen, eine mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen, die andere mit einem Gerbgang, einem Mahlgang und einer Malzbrechmaschine.

Zwei mittelmäßig besuchte Viehmärkte werden jährlich in den Monaten Februar und September hier abgehalten.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht ungünstig; der vermöglichste Bürger in Waldstetten besitzt 80–90 Morgen, worunter 4 Morg. Wald, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse 1–2 Morg. Feld. Der größte Grundbesitz auf der Markung ist der Thannhof mit 400 Morg. Feld und 100 Morg. Wald.

Armenunterstützung erhalten etwa 12 Erwachsene und mehrere Kinder.

Die ziemlich große, von Süd nach Nord in die Länge gezogene Markung ist mit Ausnahme des nördlichen Theils uneben, hügelig, zum Theil sogar sehr bergig, indem die Alb mit ihrem Steilabfall und ihren Vorbergen theilweise in die Markung eingreift. Der Boden ist sehr verschieden, theils fruchtbar, theils mittelfruchtbar oder gar gering. Im nördlichen ebenen Theil der Markung erscheint ein fruchtbarer Lehm, der von Liaskalk und Liassandstein unterlagert wird, mehr gegen Süden treten alsdann die thonigen Zersetzungen der Turneri-, Numismalis- und Amaltheenthone, des Posidonienschiefers und in namhafter Ausdehnung der Opalinusthone auf; über dem letzteren erheben sich die wenig fruchtbaren Verwitterungen des Eisensandsteins und endlich an dem Steilabfall der Alb die kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, die indessen meist mit Wald bestockt sind. Steinbrüche sind angelegt im Liaskalk- und Liassandstein, im weißen grobkörnigen Keuper und im jüngeren Süßwasserkalk (Tuffstein), welche Bau- und Werksteine, auch Straßenmaterial, wozu auch der weiße Jura benützt wird, liefern. Lehm-, Sand- und Kiesgruben sind vorhanden.

Das Klima ist mild und begünstigt noch den Anbau von feineren Gewächsen, obgleich zuweilen kalte Nebel und Frühlingsfröste schädlich auftreten; vor starken Winden ist der Ort wegen seiner tiefen Lage geschützt und Hagelschlag kommt selten vor, weil der Staufen und Rechberg Wetterscheiden bilden.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß und Verständniß sehr gut betrieben und der Boden durch kräftige Düngung, wobei auch Gips, Asche, Guano etc. in Anwendung kommen, immer mehr zu verbessern gesucht. Von verbesserten Ackergeräthen sind die Hohenheimer

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_447.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)