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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Auf der Flur Zuckmantel oberhalb Thannweiler sind Graben und Wall einer ehemaligen Befestigung, nach der Volkssage von einem Schlößchen, noch vorhanden; in der Nähe ist auch das sog. Graneggle, wo ebenfalls eine Burg stand; auch sind hier Graben und Wall noch sichtbar.

Waldstetten (oft Walstetten und Wallstetten, gegenüber von der Burg auch Unterwaldstetten genannt) am Fuße des Rechbergs gelegen, mit dessen Mutterkirche, gehört natürlich zu den unmittelbarsten Zubehörden der Burg Rechberg; aber frühe schon diente eine stattliche Burg oberhalb des Dorfs Waldstetten einzelnen Mitgliedern und Zweigen der Herrn v. Rechberg zur Residenz. Diese Burg ist im Städtekrieg 1449 von den Gmündern zerstört worden. Hans Philipp v. Rechberg † 1611 baute aber im Dorf ein Schlößchen, das von kaiserlichen Völkern 1643 verbrannt, blos nothdürftig als Amthaus hergestellt wurde und jetzt in Privathänden ist.

Von nicht-rechbergischen Gütern in Waldstetten ist nichts bekannt. Die Linie von Illeraichen war im Besitz, deren Stifter Georg a. 1393 eine Gült aus seinem Dorfe Walsteten anwies zu einer Messe im Dominikanerkloster zu Gmünd. Von der Kronburger Nebenlinie wurde ganz Waldstetten an ihre Vettern zu Rechberghausen und Donzdorf abgetreten, von welchen Kaspar Bernhard v. Rechberg 1602 auf sein Dorf Waldstetten 2000 fl. aufnahm; sein Sohn Hans Philipp baute das Schlößchen, in welchem nachher von seines Bruders Haug Erkinger Söhnen Hans Michael zu Waldstetten residirte, † 1635. Der letzte männliche Sprosse dieser Linie, Hans Wolf v. Rechberg zu Rechberghausen und Waldstetten, verkaufte 1672 das Rittergut Waldstetten ganz frei und unbeschwert an Joachim Gotfried, Grafen von Gravenegg, wobei das Gut angeschlagen wurde: Gebäude und Güter 10.140 fl., beständige Gefälle 902 fl., unbeständige 494 fl.; dazu alle Obrigkeit und Gerichtsbarkeit, jus patronatus und leibeigene Leute. Der Kaufpreis war 35.500 fl. Des Käufers Sohn, Graf Gotfried Anton D. v. Gravenegg, verkaufte 1699 Waldstetten wieder an das Stiftskapitel zu Ellwangen um 45.000 fl. Graf Franz Albert v. Rechberg versuchte zwar als rechbergischer und graveneggischer Vetter ein Familien-Vorkaufsrecht geltend zu machen, aber vergeblich. Der Reichstag selbst verwendete sich gegen die übertriebenen Ansprüche der Ritterschaft auf ein vom Kaiser 1688 verliehenes jus retractus. So blieb denn Waldstetten ellwangisch bis zur Säcularisation 1802 und 1803 und die Aushebung von Rekruten durch Württemberg verursachte nochmals 1805 einen Streit mit der Reichsritterschaft, bei welcher das Gut verblieben war. Die Rheinbundsakte machte auch diesen Zwistigkeiten ein Ende.

Eine Pfarrei zu Waldstetten bestand jedenfalls schon 1397,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_449.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)