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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Ulricus de Winzingen saß; Otker v. W. und Johann v. W. Bürgermeister zu Gmünd, Brüder, Edelknechte lebten 1347, nach welchen noch eine Schwester Anna v. W. 1366 im Kloster Gotteszell erwähnt wird. Hans und Conrad von Ahelfingen – vielleicht von dem Rechberghauser Erbe her, verkauften einen Hof und zwei Selden zu Winzingen an Hans von Degenfeld 1439, welcher diese Erwerbung an Bero von Rechberg 1440 gegen einen Hof zu Degenfeld vertauschte. Beros Bruder, Albrecht von Rechberg-Staufeneck, stiftete schon 1407 zu einer Messe Gült aus den drei gemeinen Huben zu Winzingen. Beim Aussterben der Staufenecker Linie machten die Wittwe Conrads und etliche Erbtöchter Ansprüche an alles Allod, 1599, und Marie von Rechberg, vermählt mit Wilhelm von Neuhausen (der eine Zeit lang auch Straßdorf occupirte) ergriff Besitz von Winzingen. Ihr Sohn Philipp von Neuhausen zu Alfdorf u. s. w. verkaufte aber das Rittergut mit eigener Jurisdiction und aller Obrigkeit an seinen Schwager Joachim Berchtold Roth (von Ulm) 1607, um 15.000 fl. auf Wiederlösung. Hauptmann J. B. Roth mag ein unruhiger Kopf gewesen sein; mit Rechberg kam er in Streit über die Jurisdiction, mit dem Pfarrer wegen seines angeblich liederlichen und pflichtwidrigen Lebens; in Folge davon aber wurde Roth in Bann gethan und befiehlt nun seinen Unterthanen 1620 in vierzehn Tagen lutherisch zu werden. Mit den Unterthanen auch hatte er schon zuvor Streit gehabt, weil ein Theil der Allmand zu Höfen und Selden war gemacht worden; jetzt brach offene Empörung aus, so daß Roth württembergisches Militär zu seinem Schutz requirirte, während die Bauern in die Berge flohen und durch einen Wächter mit Horn auf einer Bergspitze die Ankunft der Exekution ankündigen ließen. Roth nahm sogar sein Gut von Württemberg zu Lehen (ohne Dienstverpflichtung) 1620. Kaum waren diese Händel mühsam verglichen, so starb J. B. Roth, worauf neue Händel anfingen, weil er seine Hinterlassenschaft zu einem Roth’schen Fideicommiß machen wollte, während Philipp von Neuhausen c. ux. v. Roth die bedungene Wiederlösung in Anspruch nahm und auch wirklich durchsetzte mit Aufzahlung von 4000 Reichsthalern für Meliorationen. Sofort wurde das Gut 1621 an Benjamin von Bubenhofen auf Ramsberg verkauft, Schloß und Dorf mit Zubehörden um 36.000 fl. B. von Bubenhofen kümmerte sich nichts um die neue württembergische Lehensherrlichkeit, welche unberechtigt und nichtig sei, der Herzog aber schickte 500 Mann und zog das Gut ein, so daß B. v. Bubenhofen mühsam beim Reichshofrath die Zurückgabe erlangte und gute Worte geben mußte, zumal Fälschungen in den Urkunden vorgekommen waren. Die weitere Geschlechtsfolge der neuen Besitzer in den Hauptpersonen ist in Kürze folgende:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_461.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)