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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

um die Kirche; der neue Friedhof wurde 1845 außerhalb des Ortes angelegt.

Das hübsche ehemalige herrschaftliche Schlößchen mit einem Erker an der Nordostecke wurde, nachdem das Pfarrhaus 1612 abgebrannt, von Caspar Bernhard von Rechberg zur Pfarrwohnung überlassen; seit 1857 ging durch Vertrag seine Baulast auf die Pfarrstelle über. Gegen Süden erstreckt sich der 3/4 Morgen große Pfarrgarten, gegen Osten stehen stattliche Ökonomiegebäude.

Das 1833 erbaute Schul- und Rathhaus enthält neben den Gemeinderathsgelassen zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Westlich, nahe beim Ort, steht die 1765 erbaute Marien-Kapelle.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 3 Schöpf- und 9 Pumpbrunnen; eine große Wasserleitung in hölzernen Deucheln besteht; auch die Markung ist reich an guten Quellen, die bedeutendsten der Furchhaldenbrunnen, der Weidighaldenbrunnen, der Thalerbrunnen und der Oberbrunnen. Von Bächen, die zuweilen verheerend austreten, fließen darüber der Katzenbach, der Krehbach und der Reichenbach, auch Strietbach genannt. Zwei kleine Weiher, der eine innerhalb, der andere außerhalb des Orts, sind vorhanden.

Die Landstraße von Gmünd nach Süssen geht mitten durch den Ort; Stege, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten, bestehen vier auf der Markung.

Die Einwohner sind im allgemeinen körperlich gut gestaltet und gesund; von den gewöhnlichen Krankheiten kommen Brustentzündungen und Nervenfieber am häufigsten vor; gegenwärtig befinden sich 3 Personen im Ort, die über 80 Jahre zählen. Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau und Viehzucht; von Handwerkern sind die Schreiner am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen. Zwei Schildwirthschaften, worunter eine Bierbrauerei, eine Ziegelei und vier Kramläden bestehen. Mit Holz wird ein kleiner Handel nach außen getrieben.

Die Vermögensverhältnisse gleichen denen der Nachbarorte, der begütertste Bürger besitzt 74 Morgen, darunter 14 Morgen Wald, der Mittelmann 35 und die ärmste Klasse 11/2 Morgen Feld. Der Freiherr vom Holtz besitzt auf hiesiger Markung 150 Morgen Wald, die theilweise aus neuerdings angekauften öden Flächen kultivirt wurden; sie werden von einem im Ort wohnenden, besonders aufgestellten Forstdiener bewirthschaftet. Auf angrenzenden Markungen, wie Rechberg, Winzingen, Waldstetten, haben hiesige Bürger etwa 70 Morgen Güter.

Die nicht große, meist unebene, zum Theil sehr bergige Markung hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren, nicht tiefgründigen Boden,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)