Seite:Oberamt Laupheim 076.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es im eilften Jahrhundert Sitte wurde, sich von Burgen zu benennen, von Kirchberg nannte. Diese Grafen saßen in der Spitze des Winkels, welchen Donau und Iller bei ihrem Zusammenflusse bilden, und hatten während ihrer Blüthe den größten Theil der Ortschaften und des Bodens des Oberamtsbezirkes, wo nicht ganz, wenigstens theilweise unter sich, wovon sie manches, namentlich Wiblingen selbst, im Jahre 1093 zur Stiftung des Klosters Wiblingen (sofort ihrer Familiengruft) verwandten, doch so, daß sie als Schutzvögte des Klosters auch später noch etwas Hand darauf hatten. Was nicht unmittelbares Eigenthum der Grafen war, befand sich wenigstens als Lehen oder unter anderem Titel in Abhängigkeit von ihnen. Auch auf dem rechten Ufer des Illerflusses hatten sie noch einige Besitzungen, ja zeitweise, in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, gehörte ihnen die Veste St. Petersberg im Innthal. Zum Wappen nahm dieses Haus eine schwarzgekleidete Mohrin, welche in der Rechten eine Bischofsmütze hält. Der älteste Bekannte, welcher sich ausdrücklich „Graf von Kirchberg“ nennt, ist Hartmann; er wird wenigstens von einem gleichzeitigen Schriftsteller Bernold unter dem Jahre 1093 und in einer Urkunde Pabst Urbans II. vom 3. April 1098 als solcher bezeichnet (Stälin Wirt. Gesch. 2, 407). Ebenderselbe ist in Gemeinschaft mit einem jüngeren Bruder, Otto, der Stifter des Klosters Wiblingen, und war wohl der Graf Hartmann aus Alemannien, welcher mit Gottfried von Bouillon im Jahre 1098 nach Palästina pilgerte. Die Namen Hartmann und Otto blieben lange Zeit die üblichsten in der Familie, und neben denselben bürgern sich die Namen Eberhard, Rudolf, Konrad und Bruno ein. Mit dem Hoflager der Hohenstaufen, König Konrads III., Kaiser Friedrichs I. und Kaiser Heinrichs VI., deßgleichen des Welfen, Kaiser Ottos IV., ziehend, erscheinen diese Grafen oftmals. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts machte sich Graf Konrad als Minnesänger und sein Bruder Bruno als Bischof von Brixen 1250–1288 einen Namen. Um 1256 wurde mit dem Grafen Otto, dessen Nachkommenschaft auch Otto und Hartmann heißt, ein Zweig auf Brandenburg abgetheilt und schrieb sich sowohl hienach als auch später, am Schluß des dreizehnten Jahrhunderts und im Anfang des vierzehnten, zugleich von der, noch in Ruinen stehenden Burg Neuhaus (bei Holzheim an der Leibe im Königreich Bayern), welche letztere beim Aussterben dieser Nebenlinie auf die Hauptlinie zu Kirchberg zurückfiel (Reg. Boic. 8, 117. 118.). In der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts nannte sich ein Graf Wilhelm von Kirchberg „von Wullenstetten“.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)