Seite:Oberamt Laupheim 097.jpg

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Der große, über 1/4 Stunde lange und stellenweise ebenso breite Ort, welcher sich früher in Groß- und Klein-Laupheim theilte, liegt in einer freundlichen, fruchtreichen Gegend am Einfluß des in der Nähe beginnenden Laubbachs in die Rottum, und ist theils an den nicht bedeutenden Thalgehängen gegen diese beiden Gewässer, theils in den Thalebenen ziemlich unregelmäßig hingebaut. Die meist einzeln stehenden, seltener zusammengebauten Wohnungen tragen häufig noch das Gepräge der Ländlichkeit und haben theilweise noch Strohbedachung, während neuere, namentlich die den hier wohnenden Israeliten gehörigen Häuser mehr im städtischen Style erbaut sind. Die durchschnittlich breiten, steinbeschlagenen Ortsstraßen wurden in neuerer Zeit vielfältig verbessert, und an die Stelle der mit Balken eingefaßten Seitengräben sind gepflasterte Kandeln getreten; die Düngerstätten sind meist im Rücken der Gebäude, oder doch außer Verbindung mit den Straßen angelegt. Am nordöstlichen Ende des Orts steht hochgelegen das seit 1843 an Privaten verkaufte sogenannte Groß-Laupheimer Schloß, welches, im Verein mit seinen Nebengebäuden und der nahen Pfarrkirche, die schönste Partie des Orts bildet. Der alte Theil, die ursprüngliche Lehenburg, ist auf die Ecke des Bergabhangs gegen den Laubbach gebaut und war auf zwei Seiten natürlich fest, während an der Ostseite ein tiefer, künstlich angelegter Graben, der vermuthlich früher auch an der Südseite lief, den Zutritt erschwerte. Dieses Gebäude hat 3 Stockwerke, und an den gegen Nordwesten und Südosten gekehrten Ecken desselben sind runde, an den zwei übrigen viereckige Thürme angebracht. Zunächst (nordwestlich) steht ein Gebäude, welches früher den Kindern und Wittwen der adeligen Familie – später dem grundherrschaftlichen Beamten als Wohnung diente; an dasselbe war eine mit einem Halbrund schließende Hauskapelle angebaut. An die südwestliche Ecke des alten Schlosses erbaute Carl v. Welden ein weiteres dreistockiges Gebäude (das neue Schloß) und ein namhaftes Öconomie-Gebäude, das sich rechtwinkelig an die südwestliche Ecke des neuen Schlosses anschließt; auch sind noch im Rücken desselben zwei weitere Nebengebäude vorhanden. Die Gebäude nebst Hofräumen und Garten umfriedigt eine Mauer, die ehemals mit runden Thürmen befestigt war, von denen sich zwei an beiden Seiten des Eingangs in den Schloßraum und einer an der nordwestlichen Mauerecke noch erhalten haben. Einer der ersteren dient als Wasserthurm, indem mittelst eines Druckwerks das Wasser vom Fuß des Schloßbergs bis zur Zinne des Thurms getrieben wird, um, von dieser wieder abwärts geleitet, die Brunnen des Schlosses zu speisen, in dessen Gelassen neuerlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)