Seite:Oberamt Laupheim 100.jpg

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in Bellenberg, vor der Zeit 6 Jahre gewesen Caplan allhier zu unser lieben Frauven. Nachdem ich Ao 1608 von Jerusalem von dem heil. Grab und ausser dem heil. Land widerumb glücklich zu Haus gelangte, hab ich Gott zu Lob und zur Ehr der glorwirdigen Auferstehung Christi diese Capell nach rechtem und eigenthümlichem Form des Hayl. Grabs in Jerusalem allhier in dieß Orth gestiftet und auf meine Kosten aufbawen lassen, auch mit diesem Hailigthum des hail. Landes geziert und begabt. Gott der Allmächtige verleihe mir und allen Rechtgläubigen Christen eine fröhliche Auferstehung Amen. Ao Di. 1611.“

Seit dieser Zeit führt die Kapelle nicht mehr den Namen zu unserer lieben Frauen, sondern „zu dem heiligen Grab“ und ist als Wallfahrtsort, besonders in der Fastenzeit und in der Charwoche, viel besucht. In der Kapelle, welche im Jahr 1672 zu einem Filial der Pfarrkirche erhoben wurde, wird jeden Freitag Messe und bei Leichen auch die Predigten gehalten.

Von dem ursprünglichen Gebäude, das in den Renaissancegeschmack verändert wurde, haben sich an dem mit einem halben Achteck schließenden Chor die Strebepfeiler noch erhalten. Der an der Südseite stehende hohe schlanke Thurm ist von unten herauf viereckig und geht gegen oben in ein Achteck über, das ein mit Schieferplatten gedecktes Bohlendach trägt. Das freundliche Innere der Kapelle enthält drei Altäre, eine aus Marmor im Rococcogeschmack gearbeitete Kanzel und mehrere der Familie v. Welden angehörige Grabdenkmale aus dem vorigen und gegenwärtigen Jahrhundert. Um das ganze Gebäude ist einige Schuhe über der Erdfläche eine eiserne Kette gezogen, an die sich zwei Volkssagen knüpfen; die eine: es seien einst zur Zeit einer Viehseuche so viele Pferde gefallen, daß man von den Hufeisen derselben diese Kette zu bleibendem Andenken habe fertigen und um die Kirche legen lassen; die andere: es habe ein Fuhrmann, der im schlechten Weg mit seinem Fuhrwerk stecken geblieben sei, das Gelübde gethan, bei erhaltener Hülfe um die ganze Kapelle eine Kette machen zu lassen. An die westliche Seite der Kapelle ist das Meßnerhaus angebaut.

Der 13/8 Morgen 30 Ruthen große, ummauerte Begräbnißplatz grenzt an die Nordseite der Kapelle; in der Mitte desselben steht auf einer mit Zierbäumen umgebenen Rasenterrasse ein einfaches, aus Eisen gegossenes Betkreuz, dessen Querbalken die Aufschrift „Jesus, Erlöser!“ trägt.

Die an dem nordöstlichen Ortsende stehende Synagoge ließ die Israeliten-Gemeinde im Jahr 1836 mit einem Aufwand von 15.845 fl., zu dem der Staat 800 fl. beitrug, in einem einfachen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)