Seite:Oberamt Laupheim 124.jpg

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Rundbogenfenster. Derselbe trägt ein Satteldach, an dessen zwei Giebelseiten je fünf schmucklose viereckige Säulchen emporstreben.

Das in der Nähe der Kirche frei und angenehm gelegene Pfarrhaus wurde 1710 von dem Kloster Heggbach, das den später an den Grafen v. Plettenberg gekommenen Großzehenten besaß, neu gebaut und erhielt im Jahr 1828 einige Verbesserungen.[1]

Das Schulhaus mit den für den Lehrer eingerichteten Wohngelassen wurde im Jahr 1822 auf Kosten der Gemeinde vergrößert und erneuert. Eine Industrieschule besteht seit einigen Jahren.

Rathhaus ist keines vorhanden, dagegen beabsichtigt die Gemeinde ein solches zu bauen.

Ein Haus, das gegenwärtig einem Bäcker gehört und früher ein Wirthshaus gewesen sein soll, hatte ein Asylrecht für Verbrecher.

Außer der durch den Ort fließenden Dirnach, welche nicht selten austritt und den Feldern, wie den tiefer gelegenen Häusern schadet, sind mehrere Pumpbrunnen vorhanden, die hinreichend gutes Trinkwasser liefern.

Einige 100 Schritte vom Ort bestand früher ein Badhaus, wie denn Franz Schleicher, Bürger zu Ulm und Besitzer mehrerer Güter in Baltringen, schon von Kaiser Friedrich die Freiheit erhielt, eine Badstube in Baltringen zu errichten.

Die Einwohner sind in guten Vermögensumständen und bei großer Arbeitsamkeit im Allgemeinen gutmüthig und religiös. Ein eigenthümlicher Gebrauch ist, daß jede Wöchnerin bei der Aussegnung dem Heiligen einen Schneller Garn bringt. Feldbau und Viehzucht bilden die Hauptnahrungsquellen. Der ausgedehnteste Güterbesitz in Einer Hand beträgt 100 Morgen. Außer einer im Ort befindlichen Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, einer Sägmühle und einer Schildwirthschaft, dienen die vorhandenen Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. An Brennholz hat die Gemeinde gänzlichen Mangel, daher ihr der etwa 200 Morgen große Torfstich im sogenannten Osterried ein willkommenes Surrogat liefert; von demselben gehören der Gemeinde etwa 80 Morgen, die weiteren 120 Morgen sind an die Ortsbürger vertheilt, von denen jeder auf seinen Theil Torf stechen läßt, so daß im Allgemeinen gegen 300.000 Stücke Wasen jährlich abgebaut werden. Der an Güte ziemlich verschiedene Torf, dessen Mächtigkeit zwischen 3 — 6′ wechselt, wird nicht nur allgemein im Ort selbst


  1. In dem Pfarrhause zu Baltringen hängen die Bildnisse der beiden geschichtlich merkwürdigen Männer „Gerwick Blaurer und Ambrosius Blaurer“; ersterer Abt zu Ochsenhausen und Weingarten, letzterer Apostat des Klosters Alpirsbach.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)