Seite:Oberamt Laupheim 148.jpg

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zurückgekommen, so daß mehrere von Almosen leben und von dem vorhandenen Localwohlthätigkeitsverein unterstützt werden müssen.

Das Klima ist wegen der nahegelegenen, ausgedehnten Waldungen und wegen des häufigen Austretens der Roth ziemlich rauh und feucht, weßwegen auch Lungenkrankheiten, Fluß- und Zehrfieber bei den Einwohnern nicht selten vorkommen. Frühlingsfröste schaden häufig dem Obst, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die mit Ausnahme der Rotthalgehänge ziemlich eben liegende Gemeindemarkung, mit Inbegriff der zu Klein-Schaffhausen gehörigen Felder, ist nicht bedeutend und überdieß beinahe zur Hälfte mit Wald bestockt; dagegen ist der Boden, welcher meist aus Lehm besteht, ergiebig, besonders in trockenen Jahrgängen, während er in nassen Jahren, wegen des die Feuchtigkeit nicht durchlassenden, thonigen Untergrundes weniger Ertrag liefert. Die ergiebigsten Güter liegen in den Hausäckern und an dem Kirchenweg. Auf der Markung besitzt die Grundherrschaft, außer 965 Morgen Wald, an zerstreut liegenden Gütern 33 Morgen Gärten, 173 Morgen Äcker, 62 Morgen Wiesen, 5/8 Morgen Länder, welche sie als Maierei, gleich ihren Besitzungen zu Orsenhausen (s. die Ortsbeschr.), selbst verwaltet. Von den übrigen Ortseinwohnern besitzt der begütertste nicht über 80 Morgen.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben, und zur Besserung des Bodens neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln besonders die Jauche angewendet. Von den zum Anbau kommenden Cerealien beträgt der durchschnittliche Ertrag 9 – 10 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Roggen, 5 Scheffel Gerste und 5 – 61/2 Scheffel Hafer; in der beinahe ganz angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, besonders dreiblättrigen Klee, Flachs u. s. w. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 250 fl., die mittlern 175 fl. und die geringsten 100 fl. Der Absatz an Getreide nach Biberach und Laupheim ist bedeutend.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert gutes, für den Viehstand hinreichendes Futter. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen übrigens keine Wässerung zukommt, ertragen pr. Morgen 12 – 30 Centner Heu und 6 – 15 Centner Öhmd; die Preise eines Morgens bewegen sich von 100 – 250 fl.

Die Obstzucht ist unbedeutend, übrigens eine Gemeindebaumschule vorhanden.

Wegen des bedeutenden Brachanbaues wird seit mehreren Jahren keine Schafweide mehr verliehen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)