Seite:Oberamt Laupheim 169.jpg

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1784 abgebrochen wurde. Über dieses Weidlingshofen führte die von Rißtissen herkommende Römerstraße (s. den allg. Theil), und etwa 1/8 Stunde nordöstlich davon befinden sich östlich der Vicinalstraße drei Grabhügel, wovon einer der Burren genannt wird.


Dorndorf.
Gemeinde III. Kl. mit 370 Einw., worunter 3 evangel.   a. Dorndorf, Pfarrdorf, 369 Einw.   b. Wochenau, Hof, 1 Einw. – Kathol. Pfarrei. Die evangel. Einwohner sind nach Unter-Balzheim eingepfarrt.

In einem Seitenthale des Weihung-Thales liegt, drei Stunden nordöstlich von Laupheim, still und abgeschieden das kleine Pfarrdorf, dessen unbeträchtliche Feldmarkung rings mit Waldungen umgeben ist, welche die Aussicht beschränken, und namentlich eine solche in das nur 1/4 Stunde entfernte, reizende Iller-Thal nicht zulassen. Die theilweise noch mit Stroh gedeckten Gebäude sind meist klein und lagern sich unregelmäßig an den ziemlich gut erhaltenen Ortsstraßen. Ein unbedeutender Bach, der jedoch bei starken Regengüssen und bei dem schnellen Abgange des Schnee’s häufig das enge Wiesenthälchen überschwemmt, fließt mitten durch den Ort; überdieß sind viele, gutes Trinkwasser liefernde Brunnen vorhanden, welche nur bei allzugroßer Trockenheit theilweise versiegen.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht, innerhalb des mit einem Bretterzaun umfriedigten Begräbnißplatzes, die Pfarrkirche zur heil. Dreifaltigkeit, welche von dem Kirchen- und Pfarrhaus-Baufonds unterhalten wird. An das aus neuerer Zeit stammende Langhaus schließt sich der noch alte, dreiseitige, mit Strebepfeilern versehene Chor an, dessen Fenster ebenfalls modernisirt wurden. Der massive, viereckige Thurm ist sehr alt und in seinen unteren Theilen mit Schußscharten – im Glockenhaus aber auf jeder Seite mit je zwei rundbogigen Fenstern versehen; er trägt ein Satteldach mit Lisenen an den Giebelseiten. Von den Glocken ist eine 1732 gegossen, die andere scheint sehr alt zu sein und trägt weder Zeichen noch Schrift. Das Innere der Kirche ist freundlich, hell und hat zwei an den beiden Chorseiten stehende, gut geschnittene Holzbilder, Johannes und Magdalena vorstellend; diese sehr alten Figuren sind in neuerer Zeit kunstlos angestrichen worden.

Das mit seiner nördlichen Seite an den Begräbnißplatz stoßende Pfarrhaus, im Jahr 1765 erbaut und 1836 erneuert, bildet mit seinen Öconomiegebäuden, Gärten und Hofräumen einen angenehmen Pfarrsitz.


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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)