Seite:Oberamt Laupheim 187.jpg

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Auf dem höchsten Punkte des Orts steht, innerhalb des mit einem Bretterzaun umfriedigten Begräbnißplatzes, die Pfarrkirche zur heil. Agatha, auf Kosten des damaligen Gutsherrn im Jahr 1466 erbaut – und im Jahr 1750 mit einem neuen Langhause versehen; der Thurm, wie der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor, tragen noch theilweise den germanischen – das Schiff aber den modernen Styl des vorigen Jahrhunderts. Der nicht hohe, vierseitige, massive Thurm hat ein Satteldach, an dessen Giebelseiten Säulchen in die Höhe streben; an dem Glockenhaus befinden sich je zwei nebeneinander angebrachte Spitzbogenfenster und das zweite Stockwerk ist mit einem schön verzierten Fries umfangen. Das weiß getünchte Innere ist freundlich und hell; dasselbe enthält außer der schön construirten Kanzel ein in dem Hauptaltar befindliches, gut aus Holz geschnittenes Bild des Gekreuzigten. Von den auf dem Thurme hängenden zwei Glocken ist die eine 1520, die andere 1461 gegossen worden.

Zunächst (südlich) der Kirche steht das gut erhaltene, freundliche Pfarrhaus, welches im Jahr 1803 die Deutschordens-Commende Altshausen als damalige Gutsherrschaft mit einem Kostenaufwand von 3500 fl. an der Stelle des früheren neu erbauen ließ. Dasselbe bildet mit dem Öconomiegebäude und seinen zwei Gärten einen schön arrondirten Pfarrhof. Im Jahr 1810 erkaufte die Gemeinde ein in der Nähe der Kirche stehendes Wohnhaus und ließ dasselbe mit namhaften Kosten zur Schule und Lehrerwohnung einrichten.

Rathhaus ist keines vorhanden; die Gemeinderathssitzungen werden entweder in dem Gasthause oder in der Wohnung des Schultheißen abgehalten.

Im Ort bestand früher eine Deutschorden’sche Burgvogtei, deren Gebäude im Jahr 1810 die Gemeinde erkaufte; im Jahr 1847 brannte dasselbe ab.

Gutes Trinkwasser liefern sieben laufende Brunnen, und überdieß befindet sich an jedem Gebäude noch ein bis zwei Schöpf- oder Pumpbrunnen. Ein am westlichen Ende der Markung entspringender Bach fließt durch das Dorf und mündet bei Wochenau, nachdem er auf seinem Wege die Illerrieder Wiesen bewässert hat, in die nur ¼ Stunde östlich vom Ort vorbeifließende Iller.

Die Einwohner sind im Allgemeinen friedsam, sehr fleißig, geordnet und haben viel Sinn für Religion; ihre Erwerbsquellen bestehen neben Feldbau und Viehzucht in den gewöhnlichsten Gewerben; ferner in Weberei und Flachsspinnerei. Die Vermögensumstände der meisten Einwohner sind ziemlich gut, und für die ganz Unbemittelten besteht eine Armenkasse, aus der jede Woche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)