Seite:Oberamt Laupheim 197.jpg

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geräumig und im Renaissancegeschmack reichlich ausgestattet. Die flache, schön getäfelte Decke des Langhauses ziert das gut aus Holz geschnittene Wappen der Herren von Ehinger, ebenso ist der verzierte, theils bemalte, theils vergoldete Taufstein sehr gut aus Holz gefertigt. Der dreiseitig schließende Chor hat ein Netzgewölbe mit verzierten Gurten und zwei Schlußsteinen, von denen der eine die Kreuzigung enthält; in dem Chor befindet sich, neben prachtvoll im Renaissancestyl geschnittenen, mit Laubwerk verzierten Chorstühlen, ein im gleichen Styl ausgeführter Hochaltar, mit einem aus Holz gut geschnittenen Crucifix, und in dessen Rücken ein Gemälde, einen knieenden Ritter mit einem knieenden Kinde und drei knieenden Frauen in alter Tracht vorstellend; zu den Füßen der Frauen steht je ein Wappenschild der Herren v. Ehinger, v. Besserer und v. Neidhart. Die Predella des Altarblattes enthält das heil. Abendmahl und unter demselben die Inschrift „Servatius Ehinger von und zu Balzheim Stifter dieses Altars Anno 1609“; inmitten der Inschrift ist das Wappen der Herren v. Ehinger angebracht. Überdieß hängt noch im Chor eine runde, hölzerne Gedenktafel mit dem Wappen des Altarstifters, nach deren Umschrift derselbe im Jahr 1610 starb.

Der aus acht Stockwerken bestehende, mit einem Kuppeldach gedeckte Thurm ist sehr hoch, und in seinen unteren vier Stockwerken viereckig, in seinen oberen aber achteckig; die auf demselben hängenden Glocken wurden 1608 gegossen. Die Unterhaltung der Kirche liegt der den Orten Ober- und Unter-Balzheim gemeinschaftlichen Stiftungspflege ob.

Der Begräbnißplatz wurde vor etwa 25 Jahren außerhalb (westlich) des Orts neu angelegt; früher mußten die Verstorbenen in Unter-Balzheim beerdigt werden.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden, daher die Gemeinderathssitzungen in der Wohnung des Schultheißen abgehalten werden.

Das gut erhaltene Schulhaus mit Lehrerwohnung, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, liegt in der Nähe des unteren Schlosses.

Das obere Schloß ist ein ansehnliches, nicht mehr bewohntes Gebäude, mit einem runden Thurm an der nordöstlichen und einem viereckigen an der südwestlichen Ecke; ein runder Thurm, der mit der einen Hälfte in die westliche Seite des Schlosses eingreift, mit der andern aber an derselben hervorsteht, enthält eine zu den Gelassen des Schlosses führende Wendeltreppe. Innen ist das Gebäude verwüstet, und nur eine in dem Innern eines Erkers theilweise noch sichtbare Wandmalerei, Jagdscenen u. s. w. vorstellend,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)