Seite:Oberamt Laupheim 222.jpg

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Auf der Anhöhe, beinahe in der Mitte des Orts, steht innerhalb des nun aufgegebenen Begräbnißplatzes die Pfarrkirche zum heil. Johannes Baptista, die im Jahr 1841 in einem modernen Styl erbaut wurde; der viereckige, schlanke Thurm trägt ein gedrücktes Zeltdach. Das weiß getünchte, sehr freundliche Innere der Kirche enthält viele gemalte Stationenbilder und zwei im Renaissancegeschmack gefaßte Seitenaltarblätter, von denen das eine die Kreuzigung – das andere das Opfer im Tempel in ziemlich guter Ausführung darstellt. Das von Maler Huber aus Weissenhorn im Jahr 1807 gut ausgeführte Hauptaltarblatt, die Taufe Christi darstellend, wurde bei dem Neubau der Kirche neu und sehr reich gefaßt.

Die Baulast der Kirche haftet zunächst auf der Kirchenpflege und subsidiarisch auf den bisherigen Zehentherrn: der Pfarrei, dem Freiherrn v. Hermann und dem Grafen von Fugger-Kirchberg.

Statt des früher um die Kirche gelegenen Begräbnißplatzes wurde im Jahr 1840 ein neuer, mit einem Bretterzaun umfriedigter, östlich vom Dorf angelegt.

Das in der Nähe der Kirche gelegene, im Jahr 1761 erbaute Pfarrhaus ist im Jahr 1841 durchgreifend erneuert worden. Die Unterhaltung desselben, nebst Nebengebäuden und Brunnen, liegt wie die der Kirche, mit subsidiarischer Haftung der Zehentberechtigten, der Kirchenpflege ob.

Das Schulhaus, welches auch die Wohnung des Lehrers enthält, steht etwas tief hinter Bäumen und Häusern versteckt.

In Ermanglung eines Rathhauses werden die Gemeinderathssitzungen in der Wohnung des Schultheißen abgehalten.

Gesundes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden.

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißig und religiös, dagegen lassen in dieser Beziehung die sog. Freileute (Pfannenflicker, Korbmacher etc.), welche sich unter der Herrschaft des Grafen v. Fugger-Blumenthal meist in Brandenburg angesiedelt haben, noch viel zu wünschen übrig. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht. Unbemittelte beschäftigen sich durch Taglohnarbeiten, Holzmachen und den Winter über durch Spinnen.

Wie die Vermögensumstände der Einzelnen im Allgemeinen gering sind, so ist auch die Gemeindepflege wenig bemittelt. Ihre jährlichen Einnahmen bestehen in etwa 140 fl. Schafweidepacht und 130 fl. aus der Pferchnutzung; auch besitzt sie einen von dem Grafen v. Fugger zum Geschenk erhaltenen, 21 Morgen großen Wald, der im 25jährigen Umtrieb bewirthschaftet wird, und nach Ablauf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)