Seite:Oberamt Laupheim 228.jpg

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getroffen. Mehrere laufende Brunnen liefern hinreichend Trinkwasser, das, namentlich in dem oberen Theile des Orts, von besonderer Güte sein soll; überdieß fließt der durch das Bachthälchen führende Bach mitten durch das Dorf, und vereinigt sich unterhalb desselben mit der nahe vorbeifließenden Roth, welche unfern des Orts eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt, übrigens nicht selten verheerende Überschwemmungen verursacht. Am Fuß des Pfarrwaldes befindet sich der Hungerbrunnen, dessen periodisches Fließen ein gutes Jahr bedeuten soll. Der untere Pfarrgarten war früher ein Weiher, der nun in Wiesengrund umgewandelt ist. Über die Roth ist eine hölzerne Brücke angelegt, die den Übergang der durch das Dorf führenden Laupheim–Dietenheimer Landstraße sichert; ferner besteht eine Vicinalstraße von Roth nach Achstetten und vereinigt sich dort mit der Ulm–Biberacher Landstraße.

Im östlichen Ortstheile liegt etwas erhöht, inmitten des ummauerten Begräbnißplatzes die Pfarrkirche zu den heil. Georg und Martin. Sie wurde im Jahr 1718 in einem einfachen Styl erbaut, dabei aber der alte, viereckige, aus sechs Stockwerken bestehende Thurm, auf dem ein einfaches Satteldach sitzt, in seiner ursprünglichen, schmucklosen Bauweise gelassen. Auf demselben hängen drei Glocken, von denen die größte 1778, die mittlere 1448 gegossen und die kleinste aber sehr alt ist. Der Chor schließt mit einem halben Achteck, und ist noch mit Strebepfeilern, welche von dem früheren Bau unverändert übrig geblieben sind, versehen. An der Außenseite des Chors befindet sich ein in neuester Zeit gut wieder hergestellter Ölberg. Das Innere der Kirche ist im Rococcogeschmack sehr freundlich ausgestattet und reich an Gemälden, von denen wir außer den zwölf Aposteln, den Hauptaltar mit dem Bild des Gekreuzigten von dem aus Roth gebürtigen Maler Bauer, und die zwei Seitenaltäre, von Huber aus Weissenhorn gemalt, nennen. Die weiß getünchte Kanzel zeigt die vergoldeten Bilder der vier Evangelisten. Im Chor befinden sich mehrere Grabdenkmale von Geistlichen; eines derselben trägt die Umschrift: „Johannes Fürtterer von Pfullendorf, allhiesiger Pfarrer, hat diese Kirche von Fundament größer erbaut Anno 1718, ist gestorben 1737.“

Das angenehm gelegene Pfarrhaus wurde 1829 neu erbaut und befindet sich in gutem Zustande; die Unterhaltung desselben wie der Kirche hat die Stiftungspflege, unter subsidiarischer Concurrenz der bisherigen Zehentherrschaften, des Grafen Fugger-Kirchberg, der Ortspfarrei und der Pfarrei Bußmannshausen.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)