Seite:Oberamt Laupheim 244.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unter denen sich eine Monstranz und ein kunstreiches Rauchfaß auszeichnen.

Im südlichen Theile des Orts steht etwas erhöht die Kapelle zur heil. Anna, welche früher die Pfarrkirche gewesen sein soll; sie ist im ganz einfachen germanischen Style, nach einer in dem Innern der Kirche angebrachten Jahreszahl 1484 erbaut, und trägt auf der westlichen Giebelseite ein in neuerer Zeit aufgesetztes, mit einem Zeltdach gedecktes Thürmchen (Dachreiter). Der Eingang, sowie die Fenster an dem Langhause und an dem dreiseitig schließenden, mit Strebepfeilern versehenen Chor sind spitzbogig, jedoch ohne Füllungen in den Bogentheilen. Die Decke des Innern ist flach, dagegen besteht die des Chors aus einem schön construirten Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Lamm Gottes gemalt ist, während an zwei Seitenmaschen Schilde mit dem Wappen der Herren v. Schwendi und v. Hohenlandsberg angebracht sind. Die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, die theils Fratzengesichter – theils Wappenschilde vorstellen. Im Chor befindet sich ein im Allgemeinen wohlerhaltener Altarschrank, wohl das bedeutendste Werk mittelalterlicher Kunst im ganzen Oberamtsbezirk. Der Schrank selbst, eine Nische mit Goldgrund bildend, enthält drei gut geschnittene Figuren aus Holz, Maria, zu ihrer rechten Seite den heil. Laurentius, zu ihrer linken den heil. Veit. Die Altarflügel enthalten auf den inneren Seiten die Einzelfiguren der heil. Barbara und der heil. Katharina auf Goldgrund gemalt, die Außenseiten aber den heil. Johannes und den heil. Rochus. Die Flügelbilder sind 2′ breit und 4′ hoch. Die 5′ lange und 2′ breite Predella zeigt die Brustbilder der vier Evangelisten mit ihren Symbolen auf Goldgrund, Köpfe von großer Schönheit und charakteristischem Ausdrucke. Sämmtliche Bilder, namentlich die auf der Predella, sind vortrefflich ausgeführt, und erinnern lebhaft an die Werke Zeitbloms und überhaupt an die Ulmer Schule. Von geringerem Kunstwerthe und weit flüchtiger gehalten sind die größtenteils verdorbenen Bilder auf der Rückseite des Altarschranks, welche das von Engeln gehaltene Schweißtuch der heil. Veronica und das jüngste Gericht darstellen.

Eine kleine Feldkapelle mit dem Bilde der schmerzensreichen Mutter Maria steht 1/8 Stunde nördlich vom Ort an der Landstraße nach Groß-Schaffhausen; die Unterhaltung der Kirche und der Kapellen haftet auf dem vorhandenen Kirchenfonds, jedoch ist bei dessen Unzulänglichkeit die Gutsherrschaft bisher in’s Mittel getreten.

Das in der Nähe der Pfarrkirche stehende Pfarrhaus, welches

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)