Seite:Oberamt Laupheim 251.jpg

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Errichtung einer eigenen Pfarrei geschah erst im Jahr 1818, zu diesem Behuf wurden von der Pfarrei Dietenheim die Filiale Hörenhausen, Weihungszell, Jetzhöfe – und von der Pfarrei Roth der Hof Grubach getrennt und der neuen Pfarrei zugetheilt.

Die aus dem vorgedachten Vermächtniß im Jahr 1701 begonnene Pfarrkirche zur heil. Magdalena ist in Form eines Kreuzes im Rococcostyl massiv erbaut. Der sehr hohe, schlanke, weithin sichtbare Thurm, ist in seinen unteren Theilen viereckig, in seinen oberen achteckig und trägt ein spitzes, blechbeschlagenes Zeltdach. Das etwas düstere Innere der Kirche hat ein Kreuzgewölbe und enthält außer zwei alten, gut geschnittenen Holzbildern, die heil. Anna und den heil. Marcus vorstellend, nichts Bemerkenswerthes; das Bild des letzteren wurde aus der alten, nun abgegangenen Kapelle zu Wald (s. unten), hieher versetzt.

Der Kirchenfonds, einschließlich der Brenner’schen Stiftung, wird von der Stiftungspflege verwaltet, welche dermalen ein Kapital von 5000 fl. besitzt. Das Patronat hat jetzt der Freiherr v. Hermann auf Wain.

Ganz nahe (westlich) der Kirche liegt der 1817 angelegte, mit einem Bretterzaun umgebene Begräbnißplatz.

Das Pfarrhaus wurde im Jahr 1816 von dem damaligen Gutsherrn, Graf v. Deroy, neu erbaut und im Jahr 1820 wesentlich verbessert. Einige Schritte von dem Pfarrhause befindet sich ein Pumpbrunnen, der zwar hinlängliches, aber kein gutes Wasser liefert.

Das Schulhaus, in welchem sich die Wohnung des Lehrers befindet, wurde im Jahr 1817 als vormaliges Kaplaneihaus dem Gutsherrn abgekauft und für die Volksschule, auf Kosten der Gemeinde, eingerichtet.

Die Gemeinderathssitzungen werden in der Wohnung des jeweiligen Schultheißen (dermalen in Weihungszell) abgehalten.

Die Einwohner des Gemeindebezirks sind, wiewohl theilweise etwas roh, doch im Allgemeinen religiös und betriebsam; besonders verwenden sie auf die Verbesserung des Feldbaues viele Mühe und Aufmerksamkeit. Ihre öconomischen Verhältnisse sind mit wenigen Ausnahmen gering, und ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; ein Theil der Bevölkerung sucht sich durch Holzmachen und Handspinnerei etwas zu verdienen. Der begütertste Einwohner besitzt 130 Morgen.

Die mittelgroße Gemeindebezirks-Markung wird zum großen Theil von Waldungen eingenommen und von dem Weihung-Thale der Länge nach, auch von mehreren Seitenthälchen quer durchfurcht;

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)