Seite:Oberamt Laupheim 262.jpg

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belassen wurde; um das zweite Stockwerk desselben läuft ein Rundbogenfries, und das in den Giebelseiten architektonisch geschmückte Satteldach des im Jahr 1555 erbauten Thurms ist mit viereckigen Spitzsäulen geziert. Die auf dem Thurme hängenden Glocken sind 1851 mit einem Staatsbeitrag von 600 fl. umgegossen worden. Das im Rococcogeschmack freundlich ausgestattete, 1845 renovirte Innere der Kirche enthält außer gut ausgeführten Deckegemälden auch ein am Auftritt in den Chor liegendes Grabdenkmal mit Bischofsmütze und Hirtenstab.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche und in der Nähe derselben steht das von Kloster Wiblingen 1799 erbaute Pfarrhaus, sowie das im Jahr 1835 neu erbaute Schulhaus, in welchem sich außer der Wohnung des Lehrers noch die Gemeinderathszimmer und das öffentliche Backhaus befinden. Neben der Volksschule, an welcher ein Schulmeister angestellt ist, besteht seit 1851 auch eine Industrieschule.

Der Ort ist mit Trinkwasser im Überfluß versehen; außer drei laufenden Brunnen sind noch eine Menge Pumpbrunnen vorhanden, so daß beinahe jeder Bürger einen solchen in der Nähe seiner Wohnung besitzt. Bei Feuersgefahr kann ein in der Nähe des Orts entspringender Bach zu einer Wette geschwellt werden, und überdieß fließt die Roth nur einige hundert Schritte vom Ort vorüber.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund und körperlich wohlansehnlich; die häufigste Krankheit ist das kalte Fieber, dessen Auftreten vermuthlich mit den vielen – zum Theil naßkalten Nebeln im Zusammenhang steht. Die zum Theil noch vorhandene Wohlhabenheit der Einwohner spricht sich hauptsächlich in ihrer schmucken Kleidung und in einer gewissen Neigung zum Wohlleben aus; übrigens sind dieselben im Allgemeinen sehr fleißig, ordnungsliebend und religiös.

Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, namentlich Pferdezucht; die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Unbemittelte beschäftigen sich mit Handspinnerei. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 170 Morgen.

Die ziemlich große, mit Ausnahme der leichten Gehänge gegen das Roth-Thal und einigen unbedeutenden Seitenthälchen größtentheils ebene Markung, hat einen fruchtbaren Boden, welcher, so weit er für den Ackerbau benützt wird, meist aus einem etwas leichten Diluviallehm besteht, dem theils Gerölle, theils Thon in wechselnden Tiefen als Unterlage dienen; in dem Roth-Thale, wie in der Riedebene, lagert Moorgrund, der durch Entwässerung und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)