Seite:Oberamt Laupheim 274.jpg

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Das Dorf selbst ist unregelmäßig gebaut, jedoch haben sich die Ortsstraßen in neuerer Zeit wesentlich gebessert.

Die Pfarrkirche zum heil. Martin wurde unter Georg Hacker, Abt zu Wiblingen, im Jahr 1517 gebaut und später mehrfach verändert, namentlich erlitt ihr Inneres schon im Jahr 1552 von dem Heere des Markgrafen von Brandenburg eine furchtbare Zerstörung, worauf sie der Abt Urban Hafner nothdürftig wieder herstellen ließ. Der viereckige, mit einem Zeltdach versehene Thurm wurde erst im Jahr 1784 unter Abt Roman Fehr ganz einfach erbaut; früher war das Glockenhaus etwa dreißig Schritte von der Kirche entfernt und die Glocken hingen nur 7′ über dem Boden. Das geschmacklos veränderte Äußere des Langhauses hat an der westlichen Giebelseite außer einer Inschrift, nach welcher der Bau der Kirche im Jahr 1517 angefangen wurde, eine eingemauerte architektonische Verzierung, welche irriger Weise für die Jahreszahl 444 gehalten, nichts anderes als der Rest eines ehemaligen Frieses ist. Der mit einem halben Achteck schließende Chor hat Strebepfeiler und theilweise noch spitzbogige Fenster. Das weißgetünchte Innere enthält neben mittelmäßigen, von dem Laienbruder Martin Dreyer ausgeführten Deckemalereien, drei im Rococcogeschmack gefaßte Altäre, mit Gemälden von Huber aus Weissenhorn und zwar: der Hochaltar die Kreuzigung, die beiden Seitenaltäre die Flucht nach Ägypten und den englischen Gruß darstellend.

Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche; das Beinhaus auf demselben wurde 1821 in ein Oratorium für diejenigen umgeschaffen, welche außer der Zeit des öffentlichen Gottesdienstes ihre Privatandacht verrichten wollen.

Südlich von der Kirche steht das im Jahre 1764 unter Abt Modest Kauffmann von Wiblingen erbaute Pfarrhaus, welches mit Nebengebäuden, Gärten, Hofraum etc. einen wohlgeschlossenen Pfarrsitz bildet, dessen Lage zu den schönsten des Bezirks gehört.

Außer dem Wohngebäude des Schulmeisters, das im unteren Stock ein Zimmer für den Gemeinderath enthält, ist ein im Jahr 1836 neu erbautes Schulzimmer einzeln hinter der Kirche stehend vorhanden. Auch befindet sich ein Armenhaus im Dorf. Mit gutem Trinkwasser sind die im Thal gelegenen Partien des Orts hinreichend versehen, auf der Anhöhe aber, wo sich nur einige Pumpbrunnen befinden, entsteht in ganz trockenen Jahrgängen zuweilen Wassermangel. Im Jahr 1851 veränderte die Iller ihren Lauf und drängte sich bis an den Fuß der sogenannten Blaiche; hiedurch wurde nicht nur die Weihung, welche neben der Iller herlief und erst unterhalb Wiblingen einmündete, abgeschnitten und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)