Seite:Oberamt Laupheim 284.jpg

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Gekreuzigten, zu dessen beiden Seiten Maria und Johannes gemalt sind.

Das gut erhaltene Pfarrhaus, nebst Öconomiegebäude, Gemüse- und Baumgarten, liegt frei und angenehm der Kirche gegenüber.

In geringer Entfernung von der Kirche steht das Schulhaus, zugleich die Wohnung des Schulmeisters enthaltend, welcher an der für den Mutterort und sämmtliche Filialien gemeinschaftlichen Schule angestellt ist.

In der Nähe der Schloßgebäude hatte die Gemeinde im Jahr 1847 ein Gemeindebackhaus erbauen lassen, da aber dasselbe keinen Anklang fand, so wurde es im Jahr 1852 als Rathhaus eingerichtet; unfern desselben steht das Feuerspritzenhaus, und diesem gegenüber die im Jahr 1777 erbaute, grundherrschaftliche Zehentscheuer. Das Armenhaus befindet sich in dem Weiler Bethlehem.

Das sehr ansehnliche, in den Jahren 1777–1780 im italienischen Geschmack erbaute Schloß liegt ziemlich erhöht mit der Vorderseite gegen die Hauptstraße des Orts gekehrt, von der aus sich dasselbe besonders gut ausnimmt; zu beiden Seiten des Schlosses stehen Öconomiegebäude und vor diesen zwei gut erhaltene Wohngebäude, von denen eines der gutsherrliche Rentbeamte bewohnt. Vor dem Schlosse lagert sich ein terrassenförmig schön angelegter Schloßgarten mit Basin und Springbrunnen; in der Mitte dieses Vorgartens steht ein Obelisk mit dem Brustbild des Freiherrn Johann Theobald von Hermann, dem Erbauer des Schlosses. Im Rücken der Schloßgebäude befinden sich ausgedehnte Gartenanlagen, die, wie auch der Vorgarten, mit einer Mauer umfriedigt sind. Das schön ausgestattete, architektonisch gut ausgeführte Innere des Schlosses enthält mehrere, zum Theil vortreffliche Gemälde von italienischen Meistern der neueren Periode.

Gutes Trinkwasser ist im ganzen Bezirk vorhanden, auch fließt mitten durch den Ort die Weihung, welche übrigens in trockenen Jahrgängen sehr nachläßt, dagegen beim Schneeabgang und starken Regengüssen bedeutend anläuft; früher bestanden auf der Markung mehrere Weiher, welche meist schon im vorigen Jahrhundert trocken gelegt wurden.

Die Gemeindeeinwohner sind im Allgemeinen gesunde, fleißige Leute, die sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht nähren; eine besondere Erwerbsquelle bildete früher die Leineweberei, die aber in Folge der Manufacturen darniederliegt, so daß ein großer Theil der Weber genöthigt ist, seinen Unterhalt durch Taglohnen zu sichern, wozu die Grundherrschaft sowohl bei Bestellung ihrer Felder, als durch Holzfällen etc. Gelegenheit bietet. Gegenwärtig beschäftigen sich nur noch Einzelne mit Baumwollenweberei und liefern ihre

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)