Seite:Oberamt Laupheim 296.jpg

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Kapelle, deren Erhaltung und Kultkosten aus einem besonderen Kapellenfonds bestritten werden; übrigens wird in der Kapelle nur an dem Jahrestag des Patrons, und auf besonderes Verlangen Messe gelesen.

Die Gelasse für den Gemeinderath befinden sich in einem Privathause; ein Armenhaus und eine Schildwirthschaft sind vorhanden.

Mehrere Brunnen und Quellen liefern Trinkwasser, das übrigens nicht besonders gut ist; am östlichen Ende des Orts fließt der Reichenbach vorüber.

Für den Verkehr ist durch Vicinalstraßen nach Hüttisheim, Altheim, Schnürpflingen und Staig gesorgt; die Ulmer–Leutkircher Landstraße (Illerstraße) führt 5/4 Stunden östlich vom Ort vorüber.

Die Einwohner, im Allgemeinen religiös und fleißig, nähren sich von Feldbau, Viehzucht, Taglohnen, Holzmachen, Spinnen und von den gewöhnlichsten, für den Ort nöthigen Gewerben; ihre Vermögensumstände gehören, mit Ausnahme einiger Wohlhabender, zu den mittelmäßigen. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 120 Morgen.

Von den Thälern des Reichenbachs und der Weihung durchfurcht, in die eine Menge Seitenthälchen einziehen, ist die kleine Markung, mit geringen Ausnahmen, uneben.

Der zu 2/3 ergiebige Boden besteht aus sandigem Lehm und röthlichem Mergel, das übrige 1/3 ist thonig, lettig, naßkalt und daher minder fruchtbar. Ergiebiger sind die Thalgründe, welche sich für den Wiesenbau gut eignen.

Das Klima ist in Folge der nahe gelegenen Waldungen etwas rauh, und Frühlingsfröste wie kalte Nebel wirken nicht selten nachtheilig auf den Obst- und Roggenbau. Hagelschlag kommt häufig vor.

Von den gewöhnlichen Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel und Roggen; Gerste und Hafer gedeiht nicht besonders gerne. In der zu 1/3 angeblümten Brache kommt dreiblätteriger Klee, Flachs, wenig Kartoffeln und in neuerer Zeit etwas Reps zum Anbau; auch Hopfen, der ziemlich gut gedeiht, wird gepflanzt. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 5 – 7 Scheffel Dinkel, 3 – 4 Scheffel Roggen, 3 – 4 Scheffel Gerste und 21/2 – 3 zuweilen bis 4 Scheffel Hafer angegeben; die Preise der Äcker bewegen sich von 125 fl. bis 175 fl. per Morgen.

Die Wiesen, deren Fläche neuerlich durch Wald-Ausstockung vermehrt wird, sind zweimähdig, ohne Wässerung und ertragen durchschnittlich 15 – 20 Centner Heu und 12 Centner Öhmd

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)