Seite:Oberamt Laupheim 304.jpg

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Gypsmarmor erbaute Altäre mit den Statuen des heil. Joseph, der heil. Anna, des heil. Bischof Martin und der heil. Scholastika. Die Statue des heil. Joseph ist von Haberes aus Weissenhorn aus Holz geschnitten und weiß getüncht, während die übrigen, wie überhaupt die plastischen Bilder der Kirche, aus Gyps, und zwar die größeren von dem Bildhauer Schneck aus Brixen gefertigt sind. Zwischen diesen Altären steht nördlich der Frauenaltar, südlich der Benedictsaltar; ersterer enthält den englischen Gruß, der andere den Tod des heil. Ordensstifters. Beide Gemälde sind Werke des Hofmalers Zick. Die Bilder auf der Rückseite dieser beiden Altäre, die Geburt Christi und die Aufnahme der beiden Knaben Maurus und Placidus darstellend, sind von dem Laienbruder Martin Dreyer gemalt. An einem südlichen Pfeiler des eigentlichen Schiffs ist die braun marmorirte, mit Gold reich verzierte Kanzel angebracht, an deren Vorderseite zwei weiße Engel die Gesetzestafeln halten. Der Kanzel gegenüber steht an dem nördlichen Grundpfeiler eine von Schneck aus Gyps kunstreich gefertigte, lebensgroße Figurengruppe, die Aussendung der Apostel („gehet hin in alle Welt“ etc.) vorstellend. Rückwärts dieser Grundpfeiler stehen die Altäre des heil. Schutzengels und des heil. Wendelin, deren Bilder von dem Laienbruder Martin gefertigt sind. In dem sogenannten Vorzeichen befindet sich die Grabstätte des Abts Roman (Erbauers der Kirche) mit seinem Bildniß und der Inschrift: Hic in templo quod aedificavit, posuere Romanum abbatem Wiblingani 1798. Zu beiden Seiten des Langhauses laufen 30′ über dem Boden Emporen, auf deren reich verzierten Balustraden die 12 aus Gyps gefertigten, lebensgroßen Apostel stehen.

Auf einem der beiden Thürme hängen fünf Glocken, die zusammen ein harmonisches Geläute geben; vier derselben sind aus neuerer Zeit, die fünfte und größte ist wegen ihres hohen Alters merkwürdig; sie trägt die Umschrift „me resonante pia populi memor esto Maria 1260“.

Die anderen Baulichkeiten des vormaligen Konvents, welche nach dessen Aufhebung theils als Apanage-Schloß für den jüngsten Bruder des Königs Friedrich, den Herzog Heinrich von Württemberg, der seit 1808 längere Zeit hier wohnte, eingerichtet waren, theils als Amt- und Wohngelasse den nun nach Laupheim versetzten königlichen Bezirks-Stellen dienten, sind folgende:

Das in Verbindung mit der Kirche stehende, zum Theil an dieselbe angebaute, großartige, im Rococcostyl gehaltene Kloster[1]


  1. Zu dem Kloster, welches an der Stelle des früheren erbaut wurde, hat Maurermeister Wiedemann den Plan entworfen und im Jahr 1714 den Grund [305] gelegt. Der Klosterbau wurde durch Krieg und andere Mißstände vielfältig unterbrochen, und erst im Jahr 1760 vollendet.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)