Seite:Oberamt Laupheim 305.jpg

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welches mit seinen namhaften Nebengebäuden einen ausgedehnten Hofraum einschließt; im Rücken und an der südlichen Seite dieses Gebäudecomplexes liegt ein, mit einer Mauer umfangener Baum- und Gemüsegarten, der einen kleinen Weiher nebst Insel enthält. In dem an die nördliche Seite der Kirche sich anlehnenden Flügel des ehemaligen Klosters befindet sich nun die Wohnung des katholischen Pfarrers (der gegenwärtige ist zugleich Decan) und der noch gut erhaltene, im Rococcogeschmack reich verzierte Bibliotheksaal, während der übrige Theil einem hier garnisonirenden Infanterie-Bataillon als Kaserne dient; im hinteren Flügel des Gebäudes auf der südlichen Seite der Kirche ist die Kanzlei und Wohnung für den Cameralverwalter eingerichtet. Das nordwestlich an dem Kloster gelegene großartige Nebengebäude enthält außer der Wohnung des Revierförsters die vom Staat in Pacht gegebene Bierbrauerei; in dem südlich der Kirche gelegenen Nebengebäude befindet sich außer dem Militärspital die Volksschule nebst Lehrerwohnungen. Gegen Westen schließt eine, an der Außenseite mit Bäumen besetzte Mauer den Klosterhof ab, über dessen Eingang sich ein im Rococcogeschmack gehaltenes Thorhäuschen mit Kuppeldach und Thürmchen erhebt. Gegenüber des Klosterhofs, nur durch eine breite Straße von demselben getrennt, liegt der ausgedehnte, mit einer Mauer umfriedigte, freundlich angelegte ehemalige Klostergarten. Das Klostergebäude, wie die Klostergärten, sind Eigenthum des Staats, welcher überdieß auf der Markung Wiblingen ein von dem Kloster herrührendes, etwa 400 Morgen großes Gut, das an einzelne Bürger und an den Brauereibeständer verpachtet ist.

Auf dem ummauerten Begräbnißplatz, am südlichen Ende des Orts, wo die Vicinalstraße nach Gögglingen von der Hauptstraße (Illerstraße) abgeht, gelegen, befindet sich eine ansehnliche Kapelle zum heil. Nicolaus, welche Abt Gottfried im Jahr 1611 erbauen ließ; die in ihr angebrachten Fresken sind von dem Laienbruder Martin Dreyer ausgeführt. Diese bei Leichenbegängnissen dienende Kapelle wird gegenwärtig auch für den Gottesdienst der Evangelischen benützt.

Außer der katholischen Volksschule, an welcher ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe angestellt sind, und einer seit mehreren Jahren bestehenden Industrieschule, ist auch für einen neuerlich angestellten evangelischen Lehrer in dem als Kaserne dienenden Theil des Klosters, Schul- und Wohnlocal eingeräumt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)