Seite:Oberamt Laupheim 309.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zum heil. Nicolaus gebracht. Noch wird die Stelle, auf der die Kapelle stand, bei der Einsiedler-Kapelle genannt.

Die Geschichte des Klosters, welchem das Dorf seine Entstehung verdankt, ist kürzlich folgende:

Das Kloster Wiblingen[1] (Monasterium S. Martini, quod de Guibelingo dicitur, locus, qui dicitur Guibelinga, in der Bulle Pabst Urbans II. vom 3. April 1098. Wirt. Urkundenbuch 1, 308) wurde im Jahr 1093 zur Ehre des heil. Martins durch Graf Hartmann von Kirchberg und seinen Bruder Otto auf ihrem Grund und Boden gestiftet. Die ersten Mönche Benedictiner Ordens wurden von St. Blasien hieher verpflanzt. Als Platz des Klosters soll ursprünglich Unterkirchberg gewählt, aber bald darauf die Verlegung nach Wiblingen vorgenommen worden sein. Noch im Sept. 1093 erfolgte die Einweihung durch Bischof Gebhard von Constanz (Bernold. bei Pertz Mon. 7, 456).

Für päbstlichen Schirm war jährlich ein Goldstück, genannt Byzantier – eine auch bei anderen Klöstern vorkommende Abgabe – nach Rom zu entrichten. Schutzbullen wurden der Stiftung zu Theil durch die Päbste Urban II. den 3. April 1098, Honorius II. den 28. März 1126, Eugen III. den 6. Februar 1148, Cölestin III. den 1. Juni 1194, Johann XXII. den 12. April 1334, Gregor XI. den 8. Mai 1371, Bonifaz IX. den 19. Dezember 1392, Eugen IV. den 13. April 1431 u. a. Am 11. Mai 1671 befahl Pabst Gregor XV., daß Niemand sich unterstehen solle, das im Kloster Wiblingen befindliche Stück vom Kreuz Christi (Braig 220) zu entwenden.

Kaiserliche Bestätigung der Privilegien erhielt das Kloster im Juli 1468 von Kaiser Friedrich III., welcher solches auch im Juli 1471 der Stadt Ulm empfahl, es, so oft sie darum ersucht werden, zu schützen; auch sollte sie es bis auf des Kaisers oder des Klosters Widerruf in ihr Bürgerrecht aufnehmen[2].

Als Hauptreliquien waren hier verehrt außer dem bereits erwähnten Stück des Kreuzes Christi die Überbleibsel der heil. Blutzeugen Benignus und Modestus, die Reliquie des ersteren im


  1. Literatur: [Heuchlinger, Meinrad † 1716] Templum honoris a gloriosis fundatoribus Hartmanno et Ottone comitibus de Kirchberg erectum MIC. Aug. Vindel. 1722. 4. Braig, Mich., Geschichte der Abtei Wiblingen Isny 1834. 8. Urkunden bei Lünig Reichsarchiv 18, 874–878.
  2. Schon am 6. Dezember 1448 nahm die Stadt Ulm den Abt und den Convent zu Wiblingen auf 10 Jahre in’s Bürgerrecht auf für 20 fl. jährlich Steuer, doch unabbrüchig den Rechten der Grafen von Kirchberg an dasselbe (Balzheimer Deduction Beil. S. 35).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)