Seite:Oberamt Leutkirch 104.png

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Lehensverbindungen aller Art stehen, findet sich in den genannten drei Gemeinden auch nicht die entfernteste Erinnerung an irgend einen Herrenhof oder Ministerialensitz.[1] Die Bauernhöfe sind freieigen mit Ausnahme sehr weniger, die zum Theil erst in relativ neuerer Zeit in Feudalnexus getreten sind, oder kirchlichen Stiftungen angehören. Auch die Bildung der Ortsnamen ist fast durchgängig gleichartig; sie bestehen aus altdeutschen Personennamen mit der Endung hofen. Diese Gemeinden begreifen die ehemals sogenannten freien Leute auf Leutkircher Haide in sich. Die Geschichte gibt über den Ursprung und die älteste Verfassung dieser Freigemeinden keine Auskunft. Die erste ausdrückliche Erwähnung der Freien finden wir in dem Pfandschillingsbrief des Kaisers Ludwig vom Jahr 1330 (Wegelin n. 8), wonach dem Grafen Hugo von Bregenz versetzt werden: „Lütkhirch die Statt, und die fryen Lüth daby.“ Daß sie aber seit langen Zeiten frei waren, erhellt aus dem Freiheitsbrief, welchen ihnen derselbe Kaiser 1337 ertheilte (Wegelin n. 4): „daß die freyen Leuth auf Leutkircher Hayd, sie seyen Frauen oder Mann, Pfaffen oder Layen, das Recht von Alter hergebracht habent, wo sie hinfarend, es sey in des Reichs Stätte, oder in ander Stätte, daß In ihr Gut darnach dienen soll, sie sollen auch nach ir Todt niemand vallen noch erben, dann ir recht erben, auch soll sy niemand pfänden, noch nöthen, noch für keinen Herren geen, dem sie jetzo versetzet seyn, auch für den sy fürbaß versetzet oder verkümmert werdent u. s. w.“. Außer den genannten geschlossenen Bezirken saßen solche Freie auch mehr vereinzelt in dem ganzen Umfang des großen Distrikts, welchen man von der freien Jagd die freie Pürs nannte, und der sich bis an die Schussen bei und um Altdorf und Ravensburg, und von da an bis an den Bodensee auf der einen Seite, auf


  1. Die auf bloßer Sage beruhenden Edeln von Uttenhofen und Engelboldshofen ausgenommen. Von einem adeligen Sitz findet sich übrigens auch dort keine Spur.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)