Seite:Oberamt Leutkirch 113.png

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hinauf bis Illereichen, von da bis an die Grenzen der ehemaligen Markgrafschaft Burgau, um diese herum bis auf das Lechfeld, den Lech hinauf bis nach Reute an der Grenze Tyrols, sodann über Thannheim bis hinter den Bregenzer Wald und wieder an den Bodensee.[1] Die Form dieses Gerichts, eines Restes allemannischer Verfassung und Gesetzgebung, war dieselbe wie bei den übrigen alten Landgerichten. Es bestand aus 12 Schöffen und einem Vorstand, dem Landrichter, der aus Gewalt und im Namen des Kaisers richtete und von diesem ernannt wurde. Der älteste Richter in der Pürs, der in Urkunden als solcher ausdrücklich sich genannt findet, ist Graf Hartmann von Dilingen, nach dessen Tod König Conrad IV. Herzog in Schwaben 1259 dem Graf Ulrich von Württemberg (dem Stifter) das Judicium in Pyerse überträgt. Der Dingstuhl stand auf freiem Platz an offener Heerstraße,[2] und das Verfahren war mündlich und einfach.

Gewöhnlich war der K. Reichslandvogt in Ober-Schwaben zugleich der Landrichter, der übrigens das Gericht nicht immer, und später gar nie in Person hegte, sondern seinen Stellvertreter, ebenfalls Landrichter genannt, hatte, der in seinem und des Reichs Namen die Geschäfte besorgte. In früheren Zeiten wurden diese Unter-Landrichter gemeiniglich aus den Freien auf der Haide genommen; so finden wir 1348 Conrad den Schultheiß von Allmishofen, 1360 Jacob von Urlau und Rimpach, 1376 Conrad den Stoßer, 1447 Heinrich Stüdlin von Leutkirch, und als dessen Stellvertreter 1453 Joß Wäh „ein Frei ab Leutkircher Haid".

Übrigens gehört die weitere Geschichte und spätere Einrichtung dieses Instituts, das in der Folge immer mehr


  1. Doch sind diese Grenzen vielfach angefochten, und theils von der Landvogtei erweitert, theils von verschiedenen Reichsständen enger angenommen worden.
  2. In der Eingangsformel heißt es deßwegen gewöhnlich: „An des Rychs fryen Keyserlichen Stroß.“ In den spätern Zeiten: „Vor offen verbannten freyen Landgericht als das an offener freyen Landstraße besessen und gehalten worden.“
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)