Seite:Oberamt Leutkirch 160.png

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genannten Filialien ist ihr seit 1819 noch Stegroth (Gem. Diepoldshofen) zugewiesen. Für den Pfarrsprengel besteht eine eigene Schule, für welche 1841 ein neues, ansehnliches Haus gebaut worden ist. Nach einer Urkunde vom Jahr 1339 hatte Willeratzhofen eine eigene Pfarrei unter dem Patronat der Herrn von Schellenberg in Kißlegg. Diese Herren zogen die Pfarrei zu der Katharinenkaplanei in Kißlegg, so daß der Kaplan in letzterem Ort eigentlicher Parochus von Willeratzhofen war. Allein mit Ausnahme der beiden Lehensträger des Pfarrwiddums hielten sich die Bewohner zu der katholischen Stadtpfarrei Leutkirch, als deren Filial der Ort bis in die neuern Zeiten angesehen war. Im Jahre 1808 unter bayerischer Regierung wurde der Inhaber der im Jahre 1396 in Leutkirch gestifteten Kilianskaplanei als Pfarrer nach Willeratzhofen unter Beschränkungen gesetzt, welche 1813 von Württemberg aufgehoben wurden. Von letzteren Jahren an ist Willeratzhofen wieder eine eigene von Leutkirch ganz getrennte, selbständige Pfarrei, deren Patronat dem Staat zusteht. – Von Willeratzhofen hat man schon Kunde aus dem neunten Jahrhundert. Die Gebrüder Cundpert und Mawo oder Mowo tauschen 865 von St. Gallen Besitzungen in Willeharteshovun und Roto (s. Oberamtsbeschreib. von Wangen S. 253) gegen ihr Eigenthum in Langenargen ein, Neug. 432. – Nach dem Verzeichniß des schwäbisch-österreichischen Lehenhofs vom Jahr 1806 waren zwei Bauernhöfe und verschiedene einzelne Güterstücke, so wie die von der Stadt und dem Spital Leutkirch bezogenen Zehentantheile österreichische Lehen. – Eine halbe Viertelstunde südlich vom Ort liegt am östlichen Ufer des Elleratzhofer Weihers das Willeratzhofer Bad mit einer ganz einfachen und ländlichen Einrichtung. Von diesem Bad schreibt im Jahr 1669 der Med. Dr. und Physikus Gabriel Furtenbach zu Leutkirch: „daß Wüllerzhofer Wasser, war vor diesem ein köstliches Weiberbad, aber in dem Kriegswesen ganz verderbt und ruinirt worden, und noch nit wieder erbawt." (Oberl. Jammerchron. S. 29). Dabei ist eine Öl- und Gerstenmühle.


12. Gemeinde Hofs,

auch Ausnang oder Ellmeney genannt, bestehend aus 11 (17) Parzellen auf 9 Markungen mit 804 katholischen und 1 evangelischen Einwohnern. Diese Gemeinde nimmt die südöstliche Ecke des Oberamtsbezirkes ein und liegt theils in dem Thal und in den Seitenthälchen des oben unter dem Namen der Ellmeneyer Ach aufgeführten Flüßchens,

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)