Seite:Oberamt Leutkirch 166.png

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gehörte die Pfarrei zum Landkapitel Dietenheim. Im Jahre 1501 inkorporirte sie Papst Alexander VI. dem Kl. Ochsenhausen; der Bischof von Konstanz aber erklärte sie 1729 wieder für ein Sekular-Beneficium. Die Schule besteht für den Sprengel mit Ausnahme von Unteropfingen.

Wir wollen die Glaubwürdigkeit der Ottobeurer Urkunden (s. Feyerabend Gesch. des Kl. Ottob. I. S. 110 ff. 357-387, vgl. v. Raiser Chron. Ottob. p. 7) dahin gestellt seyn lassen, wonach die Ecclesia in Chirichtorf cum praediis quibusdam zu den ersten Dotationen des 764 gestifteten Klosters gehört, und Kaiser Otto II. im Jahre 972 diesen Besitz und den Zehenten im Illergau von Cyrchtorf usque in Mosebrunge[1] bestätigt haben soll. Diese Güter und Zehenten trat das Kloster in demselben Jahr dem Kaiser mit der Bedingung ab, von allen Kriegsleistungen frei zu seyn. Herzog Burkhard II. von Schwaben soll dafür diese Leistungen gegen obige Güter übernommen haben. Als nach dem Aussterben des allemanischen Herzogsstammes der Illergau sich in verschiedene Dynastien auflöste, müßte denn Kirchdorf der Grafschaft Kelmünz zugefallen seyn. Denn daß Kirchdorf ein Bestandtheil der Grafschaft Kelmünz (s. Oberamtsbeschr. von Biberach S. 171 f.) und somit im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen war, ist aus dem Lehensnexus zu schließen, in welchem es bis 1604 mit Württemberg stand, an welches die Lehensherrlichkeit über jene ganze Grafschaft übergegangen war (s. a. O. 174). Unbeschadet dieses Lehensverbandes kam Kirchdorf, da die Grafschaft schon früh zerstückelt wurde, in verschiedene andere Hände, namentlich in die der Herren von Wildenberg und von Erolzheim, die überhaupt in dieser Gemeinde früh begütert waren. Schon bei der Stiftung des Klosters Roth 1126, schenkten die Wildenberg demselben Güter in Binnroth (Penenroth). Die von Erolzheim verkauften demselben Kloster im Jahre 1318 zwei Höfe in Kirchdorf, im Jahre 1332 die Herren von Balzheim mit Bewilligung des Lehensherrn Graf Konrad von Berg einen Hof in Unter- (Nieder-) Opfingen, wiederum die Erolzheim 1340 einen Hof ebendaselbst (Stadelh. 1. pass.) Diese Güter, welche Roth ums Jahr 1400 veräußerte, wurden 1428 und 1450 theils wieder eingelöst, theils mit neuen vermehrt. Aber auch Ochsenhausen betheiligte sich an dieser Gemeinde. Schon vor 1300 hatte es von den Erolzheim einen Hof und eine Sölde in Unteropfingen durch Schenkung erhalten; zwei weitere schenkte Werner von Erolzheim 1316 ebendaselbst. Durch Kauf erwarb es in der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts 3½ Höfe in


  1. Dieses Mosebrunge ist gewiß nicht ein Moosbrunnen oder eine Moosmühle, wie Feyerabend will, sondern das Dorf Mooshausen, das früher Moosbrugghausen hieß. (S. unten.)
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_166.png&oldid=- (Version vom 14.5.2018)