Seite:Oberamt Leutkirch 180.png

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Den 14. Nov. 1808 kam zwischen dem Fürsten von Metternich und dem Grafen von Wartemberg-Roth ein Vertrag zu Stande, wonach obige Jahresrente von 8150 fl. in Realitäten mit einem Jahresertrag von 6000 fl. abgelöst wurde. Diese Realitäten bestanden im Wesentlichen darin, daß der Fürst alle ihm bis dahin im Rothischen zugestandene Jagdbarkeit, den Weiler Ergach mit Haldenhaus, den Ochsenhausenschen Antheil an Eichenberg, die Grabenmühle, den Ort Bechtenroth (Oberamts Biberach), den Ochsenhausenschen Antheil an Emishalden (Oberamts Biberach), den Zehnten in Waltenhofen, einen Hof in Wirrenweiler, 1200 Morgen Waldungen mit dem Jagd- und Fischrecht in diesen und den genannten Ortsmarkungen, und die Jagdbarkeit in dem Freiherrl. von Bömmelbergischen Walde Göhren, an Wartemberg-Roth abtrat. Die nachträgliche gerichtliche Bestätigung dieses Vertrags von Seiten des K. Gerichtshofes für den Donaukreis erfolgte erst den 12. Juni 1833.

Somit ist jetzt die Standesherrschaft im Besitz des Jagd- und Fischrechts im ganzen Gebiet der Herrschaft Roth. Ihre sehr ansehnlichen Waldungen sind (so weit sie in diesem Oberamtsbezirk gelegen) eingetheilt in den Ergacher, Rother und Haslacher Forst. Auf diesen Waldungen haften keine Waidberechtigungen mehr, und nur unbedeutende Holzberechtigungen. – Unmittelbar bewirthschaftet werden von der Standesherrschaft das Öconomiegut in Roth und das Hofgut St. Verena. Ersteres besteht aus 360 Morgen Ackerfeld, 202 Morgen Wiesen und ungefähr 100 Morgen trocken gelegter Weiher. Das letztere Hofgut, in einer der schlechtesten Lagen im Oberamt, besteht aus 325 Morgen Ackerfeld und 115 Morgen Wiesen. Auf dem Gut zu Roth findet, bei vollständiger Stallfütterung, in folgender Rotation Fruchtwechsel statt: Kartoffel, Gerste, Klee, Dinkel, Haber, Wicken, Roggen. Auf dem St. Verenahof ist Waidewirthschaft mit folgender Rotation: Brache, Dinkel, Haber, Haber, Klee, Waide, Waide, Waide. Beide Rotationen werden aber nicht streng eingehalten, da die Verhältnisse freie Wirthschaft erlauben. Der Zweck des Betriebs sind die beiden Sennereien in Roth und St. Verena, auf welchen in der Regel 180 Kühe, von Brettigauer Race, aufgestellt sind. Nachzucht findet in so weit statt, als der jährliche Abgang erfordert. Der Winterfütterung kommt der Abgang zweier Branntweinbrennereien zu Statten, auf welchen täglich 20 Scheffel Kartoffel gebrannt werden;[1] die Sommerfütterung geschieht in Roth durch Grünfutter im Stall, auf St. Verena durch halbe Stallfütterung. Der Milchertrag differirt zwischen 150.000 und 190.000 Maas Milch jährlich,


  1. Mit der Brennerei ist ein Entfuselungsverfahren des Branntweins verbunden.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)