Seite:Oberamt Leutkirch 187.png

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dem Staat, und über 2 Höfe in Haldau dem Grafen von Erbach-Wartemberg-Roth zu. Die Lehen sind Erblehen; nur einige wenige Güter sind Falllehen. Die Gemeinde bildet, mit Ausnahme eines Theils von Egelsee, der Filial von Oberopfingen ist, eine Parochie mit eigener Schule. Universal-Zehentherr ist der Standesherr mit Ausnahme des nach Oberopfingen eingepfarrten und der dortigen Pfarrei zehentpflichtigen Theils von Egelsee.

1) Thannheim, katholisches Pfarrdorf mit 507 Einwohnern, worunter 1 Evangelischer, am westlichen Theil des Illerthals und an der Vicinalstraße von Erolzheim nach Leutkirch, 6¼ g. Stunden nördlich von dieser Stadt, ein freundlicher Ort in angenehmer, freier Lage. Thannheim ist der Hauptort der Standesherrschaft des Grafen von Schäsberg-Thannheim, der hier seine gewöhnliche Residenz hat. Zu der Standesherrschaft gehören außer diesem Gemeindebezirk (mit der oben bezeichneten Ausnahme) von der Gemeinde Haslach die Parzellen: Hamerz, Rohrmühle, Schönthal; die Gemeinde Oberopfingen; von der Gemeinde Berkheim: theilweise Berkheim, Bonlanden und Illerbachen. Das gräfliche Schloß, ehemals der Kloster Ochsenhausische, 1696 erbaute Pfleghof ist ein massives, dreistockiges, ganz einfaches Gebäude, welches an die Pfarrkirche angebaut ist. Auch hat in Thannheim das standesherrliche Rentamt seinen Sitz. Die 1702 neu erbaute Pfarrkirche zum heil. Martin ist ansehnlich, hoch und geräumig; sie hat ein schönes Altarblatt, den heil. Martin vorstellend. Ein Kirchenfond ist nicht vorhanden; der ehemalige hatte 1610 das gleiche Schicksal, wie der Kirchenfond zu Oberopfingen (s. d.). Die Unterhaltung der Kirche liegt dem Standesherrn ob; 325 fl. Capital sind zur Bestreitung der Kultkosten, und 100 fl. mit der Bestimmung gestiftet, daß der Zins den Armen ausgetheilt werde. Das Pfarrhaus wurde 1803 von der Standesherrschaft neu gebaut. Die Pfarrei, deren Patron der Graf ist, gehörte zum Landkapitel Dietenheim. Sie hatte früher einen größern Sprengel, indem Ober- und Unter-Mittelried im Jahr 1810 nach Roth, und Hamerz, Höllhof, Rohrmühle und Schönthal nach Haslach ausgepfarrt wurden. Dagegen erhielt sie die beiden Rothschen Höfe in Haldau von Berkheim. Nach der Auflösung des Klosterkonvents zu Ochsenhausen, welchem die Pfarrei seit 1351 einverleibt war, und von dessen Geistlichen sie versehen wurde, erhielt sie ihre Dotation von dem Grafen von Schäsberg. – Ein sehr hübsches Gebäude ist das 1839 von der Gemeinde erbaute Schul- und Rathhaus.

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)