Seite:Oberamt Leutkirch 219.png

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einem fürstlichen in Zeitpacht gegebenen Kameralhof, das Rostsche Gut genannt, mit 72 M. 7,6 R. Ackerfeld; 55/8 M. 31,8 R. Wiesen; 12/8 M. 27,7 R. Grasgärten; 2/8 M. 22,6 R. Ödungen. – Über die alte Malstätte bei der ehemaligen Landgerichts-Kapelle (s. oben Seite 101).

7) Herbratzhofen, Weiler mit 103 Einwohnern, nebst Haider Einöden, 3 Höfe mit 30 Einwohnern, im Achthal unter dem Zeilerberg, mit einer von der Parzellargemeinde zu unterhaltenden Kapelle. Im Jahr 1397 kaufte Truchseß Johann von Heinrich Dießen um 200 Pf. Italiger Heller den Laienzehenten daselbst.

8) Mailand, Weiler mit 69 Einwohnern, nebst Sailer, Hof mit 7 Einwohnern. Mailand liegt auf dem linken Niebelufer und bildete ehedem mit dem, auf dem rechten Ufer, zur Oberlandvogtei gehörigen Niederhofen Eine Gemeinde mit einer gemeinschaftlichen Markung. Die Filialkirche zum heil. Stephan hat einen eigenen Fond. Der Zehenten, ein Laienzehenten, gehörte schon früh den Truchsessen.

9) Schloß Zeil (Ober-Zeil[1]), fürstliches Schloß, Sitz des Bezirksamtes und Pfarrweiler, mit 100 kathol. Einwohnern.

Das fürstliche Schloß liegt auf einem hohen und steil abfallenden Bergvorsprung über dem Achthal und der Leutkircher Ebene, gegen 400 Par. Fuß über dem Niveau der Ach in Unter-Zeil, 2309,5 über der Fläche des Mittelmeeres, 1½ g. Stunden von Leutkirch. Der herrlichen Aussicht, welche man von diesem beinahe in der Mitte des Oberamtsbezirks gelegenen Punkt aus genießt, ist oben schon Erwähnung gethan. Das alte Schloß, von welchen die Grafschaft ihren Namen hatte, lag auf der abhängigsten Spitze des Zeilerberges gegen Südwesten. Es war fest, aber, wie es scheint, in seinem Umfang sehr beschränkt; man findet von demselben, außer einem Ziehbrunnen, und einem Thurm, in welchem sich die Schmiede befindet, keine Überreste mehr. Auch die Erbauer desselben sind unbekannt. Daß die Montforte zeitweise hier ihren Sitz haben mußten, haben wir oben gesehen, und nachdem die Herrschaft an das Waldburgsche Haus gekommen war, war das Schloß die Residenz mehreren Truchsessen. Noch im Jahr 1558 erbaute Georg IV. in demselben eine eigene Schloßkapelle, und als sich im Jahr 1596 Truchseß Froben mit der Freyin Anna Maria von Törring vermählte, wurde das Hochzeitsfest in diesem Schlosse gefeiert. Allein es war, wie eine Nachricht vom Jahr 1598 sagt: „übel gebaut und sehr zergangen," auch mehreremal nacheinander vom Blitzstrahl


  1. Diese Benennung Ober-Zeil ist neugeschaffen und entbehrt aller vorgängigen Autorität, wird auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch nie gehört.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_219.png&oldid=- (Version vom 6.4.2018)