Seite:Oberamt Leutkirch 251.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Waldsee). Der Neubau eines Schulhauses ist beschlossen, aber bis jetzt noch nicht ausgeführt, weil über die Frage, wer zu den Kosten beizutragen habe, noch Differenzen obwalten. – Die frühere Geschichte Ellwangens ist uns nicht bekannt. Wir finden seinen Namen zum erstenmal 1454 erwähnt, in welchem Jahre Erzherzog Sigmund von Österreich den Truchsessen Jakob, Eberhard und Georg auf das Neue, ausser den sogenannten Donaustädten u. a. Besitzungen auch Ellwangen mit Zubehörungen für sie und ihre männlichen Leibeserben als eine ewige Mannsinhabung vermöge eines Briefs d. d. Inspruck am Samstag nach St. Pauli Bekehrung verschreibt, welche Verschreibung durch Kaiser Friedrich 1469 bestätigt wurde. Diese Mannsinhabung kam zuerst an die Linie Wolfegg, wurde aber den 4. Merz 1605 von der Linie Zeil um die Summe von 56.832 fl. 40 kr. erkauft, und fiel sonach vermöge der Theilung vom Jahre 1675 an das Haus Wurzach. Sie begriff ursprünglich das ganze ehemalige Gericht oder die jetzige Gemeinde Ellwangen mit Ausnahme von Tristolz (vielleicht auch Wirrenweiler) und einzelnen kleineren Theilen, welche aber schon Graf Johann von Sonnenberg von den Ablösungs-Geldern der Landvogtei in den Jahren 1482–94 hinzukaufte. Die Landeshoheit besaßen die Fürsten von Zeil, wiewohl Österreich Anspruch darauf machte. Von letzterem und nicht von dem Reiche, wie Zeilscher Seits behauptet wurde, rührte der Blutbann und die Forst- und Jagdherrlichkeit zu Lehen. – Das Patronat mit dem Kirchensatz war von Herzog Sigmund im Jahre 1467 der Universität Freiburg überlassen, und diese Einverleibung von Bischof Hermann von Constanz 1469 bestätigt worden. Graf Johann von Sonnenberg aber zog das Patronat mit den Zehentrechten an sich und dotirte damit sein im Jahre 1500 gestiftetes Franziskaner-Kloster in Wolfegg. Als darauf sein Nachfolger Georg III. im Jahre 1519 das Franziskaner-Kloster in ein Kollegialstift verwandelte, ging auch die Pfarrei an dasselbe über und blieb ihm bis 1775 einverleibt, in welchem Jahre sie wieder einen eigenen selbstständigen Pfarrer erhielt. Nach der Auflösung des Stifts (1806) und der Theilung seiner Einkünfte (1809) blieb die Pfarrei im Besitz der kleinen Zehenten; die großen fielen dem Staate zu. Patron ist der Fürst von Wolfegg. Die Pfarrei gehörte früher zum Landkapitel Wurzach. – Während des 30jährigen Kriegs soll Kirche, Pfarrhaus und das ganze Dorf bis auf ein einziges Haus in Flammen aufgegangen seyn.

2) Eulenthal, Hof mit 11 Einw., auf der Markung von Tristolz, am Abhang einer bedeutenden Höhe, an deren Fuß, hart an der Gränze des Oberamtsbezirks, der Laubener Bach (untere Rottum) entspringt. S. Tristolz.

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)