Seite:Oberamt Leutkirch 264.png

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verkauft wurden. Einen Streit wegen Weidegränzen zwischen Mooshausen und Haslach schlichtete der St. Georgenschild 1459. (Stadelh. II., 49). S. auch oben bei Kirchdorf. Mooshausen gehörte zu der Herrschaft Marstetten und kam mit dieser an das Waldburgische Haus, im Jahr 1806 aber unter Württembergische Oberhoheit.

2) Aitrach, kath. Pfarrdorf mit 432 Einw., nebst a) Rank, 3 Höfen und 1 Haus mit 43 Einw. b) Ried, 2 Höfen mit 28 Einw., und c) Stibi, 2 Höfen mit 12 Einwohnern.

Aitrach liegt in dem Mündungswinkel der Aitrach in die Iller, an der Landstraße von Memmingen nach Wurzach, 4 geom. Stunden von dieser Stadt und eben so viel von Leutkirch. Die Lage ist frei und schön, die Luft aber, wie es scheint, minder gesund, was man einem nahen, ziemlich ausgedehnten Altwasser der Iller zuschreibt. Man findet hier lebhafte Thätigkeit in Holzhandel und Flößerei und eine bedeutende Sägmühle. Über die Aitrach führt eine schöne neue, bedeckte Brücke. Die wohlgebaute Pfarrkirche zum h. Gordian und Epimachus, mit einem hübschen Thurm, ist 1718 im Bau angefangen worden. Sie hat einen Fond von 4400 fl. Kapital nebst 33 fl. Grund- und Fruchtzinsen. Die Baulast an derselben und an dem 1726 erbauten, 1790 verbesserten Pfarrhaus liegt subsidiär der Pfarrei ob, welche den Großzehenten bezieht. Patron ist der Fürst von Wurzach. In früheren Zeiten war die Pfarrei dem Landkapitel Isny zugetheilt. Im Jahre 1812 wurde der bayrische Antheil von Ferthofen nebst Illerfeld in die bayrische Pfarrei Illerbeuren, Oberhausen und Watzeney aber von Aichstetten hieher umgepfarrt. – Im Jahre 838 tritt Graf Waning, ohne Zweifel der öfters genannte Nibelgaugraf, von den in seinem Komitat gelegenen, ihm zugehörigen Gütern, Alles, was er in Reoda (Rieden) und Eitraha besaß, gegen andere, weiter abwärts an der Iller gelegene Besitzungen dem Stift Kempten ab (Kaiserl. Bestätigungs-Urk. des Tausches bei Neug. 284 und Monum. Boic. T. 31 Nr. 37). Später findet man Aitrach immer in Verbindung mit Marstetten, s. d. Die Pest des Jahrs 1635 raffte hier 124 Menschen weg. Vom Jahre 1806 an, in welchem die Standesherrschaft Wurzach ihre Souveränität verlor, war Aitrach mit Ferthofen in einem politisch-provisorischen Zustand, indem Bayern mit Widerspruch Württembergs sich in den Besitz gesetzt hatte. Erst den 14. Nov. 1810 trat Bayern den Ort wirklich ab.

Die Markung von Aitrach erleidet sowohl durch den Illerfluß, als auch durch die Aitrach bisweilen namhaften Schaden. Im Jahre 1789 riß die letztere fünf Häuser mit sich fort. Schon mehrmals wurden nach Hochgewässern im Bette der Aitrach Geldstücke

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)