Seite:Oberamt Leutkirch 267.png

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von Lachen, Wolfgang und Johann von Stain und Klingenstain, und die Brüder Hartmuth und Heinrich von Bartelstain (Bertholdstein) und Krauchenwis, mit lehensherrlichem Consens, die Herrschaft Marstetten an die Brüder Berchtold, Ulrich und Gebhard von Küngsegg (Königsegg) um 4500 Pfd. Heller. Ein weiterer Kauf über noch einige zu Marstetten gehörige Theile, namentlich auch zwei Höfe in Aichstetten wurde mit Conrad von Ellerbach im Jahre 1355 abgeschlossen. Zu den Revenüen der Herrschaft gehörte, gemeinschaftlich mit Memmingen, das Fährgeld über die Iller bei Egelsee.[1] Im Jahre 1507 verglich sich Memmingen mit Johann von Königsegg auf Marstetten wegen des Baues einer Brücke. Die Stadt baute auf ihre Kosten die Brücke und ein Zollhaus; dagegen bezog sie 2/3, Königsegg nur 1/3 des Zolls. Den 29. Juli 1566 aber verkauft Johann Jacob, Freiherr von Königsegg und Aulendorf an Graf Carl zu Hohenzollern-Sigmaringen im Namen und als Vormünder der drei Söhne des Truchseß Georg von Waldburg, Johann, Philipp und Georg, und an Jacob, Erbtruchseß von Waldburg für sich selbst „Burg, Schloß und Herrschaft Marstetten, an der Iller gelegen, die Lehen ist von dem Gotteshaus Kempten, sammt Dörfern, Weilern, Höfen, Huben und Sölden, mit hoher und niedriger Obrigkeit, Strafen, Freveln, Bußen, Zwingen, Bännen, Gebotten und Verbotten“ mit Zustimmung des Fürsten und Abts in Kempten um 100.000 fl. (Urk. im Wolfegger Archiv). Bald darauf erhielt Truchseß Jacob von dem Kaiser die Lehen über den Blutbann und das Privilegium über den Brückenzoll von Ferthofen. Allein den Marstettenschen Antheil an dem Egelseer Zoll überließ derselbe 1578 mit lehensherrlicher Bewilligung der Stadt Memmingen käuflich. Übrigens lag das Schloß, als es an Waldburg überging, in Trümmern. Im April 1525 zogen empörte Truchseßische Bauern aus Aichstetten, Hauerz, Seibranz, Ellwangen und Dietmanns vor Marstetten und eroberten, plünderten und zerstörten das Schloß. Auf angestellte Klage des Freiherrn Johannes von Königsegg wurden die genannten fünf Gemeinden 1535 zur Erlegung einer Entschädigungssumme von 500 fl. verurteilt, allein das Schloß blieb in seinem Schutte liegen. In der brüderlichen Theilung vom 25. Sept. 1595 erhielt der Truchseß Froben Marstetten und Aichstetten, in der weitern Theilung von 1675 kam die Herrschaft an die Wurzacher Linie, welche in dem nachträglichen Vergleich von 1693 auch noch Breitenbach erhielt. Graf Sebastian Wunibald von Waldburg-Wurzach entschloß sich auf Verlangen des Lehensherrn,


  1. Wie denn überhaupt Marstetten mehrere Güter und Rechte in der jetzigen Gemeinde Thannheim (s. d.) besaß.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)