Seite:Oberamt Ravensburg 076.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei Neresheim), eines großen Theils seiner schwäbischen Güter beraubt, legte er erst im J. 1151 unter Vermittlung seines Neffen, des K. Friedrich I., die Waffen nieder. Welf behielt seine schwäbischen Güter und empfing noch mehrere Reichsgüter zu Lehen.[1] Zu Constanz erhielt er überdieß von dem Kaiser das Herzogthum Spoleto, Tuscien und Sicilien und die Reichsvogtei über Augsburg, und ging nun selbst nach Italien, um die neuen Länder in Besitz zu nehmen. Nachdem er dieselben seinem Sohne Welf VII. übergeben hatte, kehrte er nach Deutschland um das J. 1160 zurück. Einige Jahre später entspann sich eine Fehde zwischen den Welfen und dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen. Während Welf VI. wieder in Italien sich aufhielt, griff sein Sohn Welf VII. zu den Waffen und zog (1164) vor Tübingen. Hier erlitt er eine Niederlage und floh auf sein Schloß Achalm. Pfalzgraf Hugo mit seinem Verbündeten, dem Herzog Friedrich von Schwaben, zog im Januar 1165 bis an den Bodensee und schlug den Herzog Welf bei Gaisbeuren an der Straße zwischen Waldsee und Ravensburg, zwang ihn, sich nach Ravensburg zu flüchten, und verwüstete die Welfischen Güter. Der alte Welf, aus Italien zurückgekehrt, rächte sich, und zwang, unterstützt von dem K. Friedrich I., den Hugo, sich seinem Sohne auf der Versammlung zu Ulm (1166) zu ergeben, der ihn gefangen nach Neuburg in Rhätien führte. Im folgenden Jahre verließen die beiden Welfen, Vater und Sohn, Deutschland, und begleiteten den Kaiser auf seinem dritten Zuge nach Italien. Doch nur der Sohn blieb bei dem kais. Heere, der Vater ging nach Jerusalem, wo er seine Osterandacht verrichtete. Dieser kehrte von dort nach Deutschland zurück, der Sohn aber starb in Italien (1167) an der Pesth. Welf VI., nunmehr kinderlos und alt, beschloß, den Rest seiner Lebenstage in Ruhe in seinen Lieblingsorten Ravensburg und Memmingen zuzubringen.

  1. Inzwischen war seines Bruders Heinrich Sohn, Heinrich der Löwe, längst wieder zum Besitz des Herzogthums Sachsen und nachher auch des Herzogthums Bayern gelangt. Daß er auch den Erblanden seines Hauses nicht fremd blieb, beweist eine Urkunde v. J. 1152, wodurch er die Stiftung des Kl. Weissenau bestätigt, s. h.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)