Seite:Oberamt Ravensburg 086.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

4. Alterthümer.

A. Römische.

Wenn gleich die Herrschaft der Römer, wie oben gezeigt worden, auch über unsre Gegend sich ausgedehnt hatte, so findet man doch fast gar keine Spuren derselben; weder Altäre noch Inschriften, weder Münzen noch Geräthschaften, noch andere Denkmäler zeugen von ihr. Es ist dieß auch kein Wunder: nach dem römischen Schriftsteller Ammianus Marcellinus waren die Ufer des Bodensees viele Stunden landeinwärts mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt, und ungeheure Sumpf- und Wasser-Wüsten breiteten sich in ihren Niederungen und Thälern aus. Wurde ja doch selbst das jetzt so schöne, lachende und fruchtbare Schussenthal um Ravensburg noch bei der Stiftung des Klosters Weissenau (1145) als eine sumfige Wildniß geschildert. Indeß ist anzunehmen, daß die Römer jene Wildniß wenigstens durch Straßenzüge durchschnitten haben, um die nächste Verbindung zwischen ihren Niederlassungen an der Donau und denen an dem Bodensee herzustellen. Der oben angeführte Schriftsteller selbst spricht von Straßen, welche die römische Kraft (romana virtus) durch jene Wildnisse gebrochen habe. Von solchen Straßen findet man auch noch manche, wenn gleich sehr schwache Spuren. Hieher rechnen wir vornehmlich die noch üblichen Benennungen gewisser Bezirke im Achthale. Dort, nahe bei Essendorf, südlich an der Ach, heißt noch ein Bezirk „das Hochsträß“ und ein anderer die „Pflastergrube“ (vermuthlich von dem Pflaster-Wege), ein dritter aber nördlich „hohe Mauern“, ein gewöhnlicher Ausdruck von römischen Bauwerken. Außerdem aber ist uns keine Spur einer Römer-Straße bekannt geworden. Ob eine Römer-Straße von Saulgau aus über Fronhofen an Schmaleck und Eschau vorbei nach dem Bodensee geführt habe, wollen wir vor der Hand dahin gestellt seyn lassen. Dagegen glauben wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen zu dürfen, daß eine solche von Aulendorf aus in doppelter Richtung durch das Oberamt gelaufen sey, und zwar einerseits über die Höhe weg in der Richtung von Essenhausen und Zusdorf

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)