Seite:Oberamt Ravensburg 103.jpg

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statt[1]. Die Markung enthält 6300 Morgen, wovon, wie die Tabelle zeigt, das Ackerfeld den größern Theil einnimmt. Von dem Anbau, insbesondere auch dem Weinbau und der nicht unbedeutenden Obstzucht, sowie von der Viehzucht, ist vorn schon gehandelt. Die Allmanden wurden bis auf wenige, öffentlichen Zwecken dienende Plätze, zur Zeit königlich-bayerischer Hoheit, versteigert und mit dem Erlöse von beiläufig 30.000 fl. Stadtgebiets-Schulden abgelöst. Aus ihnen erwuchs der schöne Kranz von Gärten, welcher diese Stadt auf ihrer nördlichen Seite so sehr ziert. Jene Operation versetzte übrigens dadurch, daß sie die Nutzungen des Grundbesitzes den unvermöglichen Bürgern entwand, und sie alle den wohlhabenden zuwandte, jene in einen Nachtheil, der bei dem sonstigen Mangel an Grund und Boden nur durch Pachtungen von Weissenauischen und Stiftungsgütern einigermaßen gemildert wird. Die Gewerbsthätigkeit hat besonders in neuern Zeiten wieder sehr zugenommen. Wenn der Gewerbsbetrieb ehemals

  1. Unter den ausgezeichneten Ravensburgern glauben wir vornehmlich den kaiserlichen Historiographen Ladislaus Suntheim und den französischen General Börner ausheben zu müssen. Ladislaus Suntheim war Priester in Constanz, 1511 Canonicus in Wien und Kaplan und Historiograph des Kaisers Maximilian I.: er machte große Reisen und schrieb mehrere geschätzte Werke, darunter Familia Welphorum notissima et antiquissima; Familia generosorum Comitum de Wirtemberg, nunc Ducum Provinciae Wirtembergensis etc. Seine Chronik von Fürsten und Herren befindet sich in Handschrift auf der königl. Bibliothek in Stuttgart. Vergl. Mosers Würtemb. Bibliothek. Stuttgart 1795, S. 82 u. f. – Johann David Börner, geb. den 15 Sept. 1762, ging als ein junger Strumpfwebergeselle in seinem 18ten Jahr auf die Wanderschaft, ließ sich in Straßburg unter das franz. Militär anwerben und diente längere Zeit in Westindien, kam 1800 nach Frankreich zurück und stattete als franz. Oberst seiner Vaterstadt einen Besuch ab, in der er sich auch bei einem zweiten Besuch mit Anna M. Kutter ehelich verband. Unter Napoleon machte er die Feldzüge 1805, 1806 und 1807 in Deutschland mit, und wurde dazwischen zu diplomatischen Sendungen gebraucht. Im J. 1809 machte er als Brigadegeneral in westphälischen Diensten, in die er nach der Wahl Napoleons getreten war, noch einen Zug nach Spanien mit, und kämpfte dort, bis ihn die Erschütterung seiner Gesundheit nöthigte, um seinen Abschied zu bitten. Nachdem er diesen erhalten, ließ er sich zu Nordheim im Elsaß nieder, widmete sich dort der Landwirthschaft und starb den 4 Mai 1829. Ausführlichere Nachrichten über die merkwürdigen Schicksale dieses Mannes gibt Eben, H. III. S. 542. – Als Landschaftsmaler zeichnete sich seiner Zeit (1665) Joh. Franz Reich aus. [WS: gemeint ist Franz Joachim Beich]
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)