Seite:Oberamt Ravensburg 139.jpg

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Altdorf. Sie wurde 1715 bis 1724 erbaut und ist eine der schönsten und größten Kirchen der neuern Zeit, in Kreuzesform erbaut, 353' lang, 100' im Chor und Langhaus, 150' im Kreuze, breit; mit einer mit Kupfer bedeckten Kuppel, mit der die Kirche 232', der Vordergiebel 140' hoch ist. Zu beiden Seiten steht ein massiver von Quadern erbauter, 208' hoher Thurm. Den Riß zu diesem Bau fertigte Frisoni, herzogl. würtemb. Landbau-Director; die Fresco-Malereien sind von E. D. Assam, kur-bayerischen Hofmaler, die Statuen u. Stuckaturarbeiten von Diego Carloni, H. Corbellini und Schmuzer. Den 22 August 1715 wurde der Grundstein gelegt, den 10 Sept. 1724 die Kirche eingeweiht. Eine besondere Zierde dieser Kirche ist die eine Orgel, die größte in Deutschland, mit einem Glockenspiel, 76 Registern, 6666 Pfeifen, von welchen die größte zinnerne 32 See-Eimer – 4 Eimer, 4 Imi W. M. faßt. Sie ist ein Werk des bekannten Orgelbauers J. Gabler, eines Ravensburgers, der mit seiner Familie nach Frankreich übersiedelte. Er fing sie 1736 an und vollendete sie mit einiger Unterbrechung im J. 1750.

Unter den Wand- und Deckengemälden befinden sich solche, welche auf die Geschichte des Klosters und dessen Stifter, die Welfen, Bezug haben, und deren Gegenstände aus der alten Klosterskirche hergenommen sind, wovon man noch die Überreste sieht. In der Kirche wird unter andern Reliquien ein Theil von dem heil. Blut (Christi) aufbewahrt. Wie derselbe nach Weingarten gekommen, ist in der Kirche zu lesen und in einer besondern Druckschrift „Wunderwürkender auf dem heil. Calvariberg entsprungener Gnaden-Brunnen, d. i. gründlicher Bericht und außführliche Beschreibung deß Hochheiligen Herz- und Seiten-Bluts Christi Jesu, welches von Longino, dem Soldaten, erstlich nach Mantua gebracht etc.“ Altdorf 1735. Dieser Longinus soll derselbe Kriegsknecht gewesen seyn, der dem Erlöser mit einem Speer die Seite öffnete, glaubig soll er einen Theil des Bluts in einem Gefäße aufgefaßt und später dasselbe in Mantua vergraben haben. Später dort aufgefunden, sey es in 3 Theile getheilt worden, wovon der

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)